6500 Menschen sind in Österreich jedes Jahr von einem unerwarteten Herzstillstand betroffen. Diesen Notfall überleben aber laut Information der Arbeitsgemeinschaft für Notfallmedizin derzeit nur zehn Prozent. Die Überlebensrate zu steigern, steckt hinter der heute zu Ende gehenden Woche der Wiederbelebung. Denn, auch wenn man sich eine solche Situation nicht vorstellen möchte, man sollte doch dafür trainieren. Und zwar, weil ein Herzstillstand in den meisten Fällen beobachtet stattfindet, das heißt, man kann zum Ersthelfer für Familienangehörige, Freunde oder Arbeitskollegen werden. So wie es erst vor kurzem in Kärnten der Fall war, der Mann konnte wiederbelebt werden – wir haben hier darüber berichtet.

„Die ersten Sekunden und Minuten sind im Notfall entscheidend“, sagt Lucas Pflanzl-Knizacek von patientensicherheit.at, eine Organisation, die Workshops und Trainings für medizinisches Personal anbietet. „Wir haben in Österreich zwar generell eine gute Versorgung durch Rotes Kreuz und Co., aber die Zeit bis der Rettungswagen eintrifft, muss man überbrücken.“

Genau wie diese Zeit im Notfall zu überbrücken ist, hat Tina Hütter-Klepp mit ihrem Ordinationsteam diese Woche bei einem Simulationsworkshop trainiert. Denn Notfälle sind auch in ihrem Ordinationsalltag glücklicherweise nicht an der Tagesordnung. „Es ist ein Unterschied, theoretisch zu wissen, wie es funktioniert, und ganz etwas anderes, wenn man es in der eigenen Ordination trainiert“, sagt die Allgemeinmedizinerin. Da komme man etwa drauf, wo man eine Liege im Notfall hinschieben muss, um für die Beatmung genug Platz zu haben, wie man den Defibrillator in Betrieb nimmt, wo man sein Notfallequipment platziert, um alles schnellstmöglich bei der Hand zu haben.

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In der Ordination von Tina Hütter-Klepp trainierte das gesamte Team für den Ernstfall
In der Ordination von Tina Hütter-Klepp trainierte das gesamte Team für den Ernstfall © Tina Hütter-Klepp

Trainiert wurden drei kritische Situationen: anaphylaktischer Schock, Herz-Kreislauf-Stillstand sowie ein schweres Trauma nach einem Fahrradsturz. „Gerade in Ordinationen oder auch Krankenhäusern geht es um die Abläufe und die Zusammenarbeit als Team“, sagt Notfallsanitäter Pflanzl-Knizacek. „In 70 bis 80 Prozent der Fälle kann ich Fehler durch gute Zusammenarbeit verhindern.“ Auch, weil das Training die Angst nimmt. Man fühlt sich „beim Hingreifen“ in Ausnahmesituationen sicherer. Das kann Hütter-Klepp bestätigen. Deswegen wird ihre Ordination dieses Training jährlich wiederholen.

Auch Laien rät Pflanzl-Knizacek sich Erste-Hilfe-Maßnahmen regelmäßig in Erinnerung zu rufen – alle paar Jahre. Eine erste Anlaufstelle dafür kann das Rote Kreuz sein. Denn es ist wichtig, sich die Abläufe immer wieder zu verinnerlichen. Und diese sind: Rufen - Drücken - Schocken. Also, den Notruf wählen, mit der Herzdruckmassage beginnen und wenn notwendig auch zum Defibrillator greifen. Die Angst, einen Fehler zu machen, sollte man in solchen Situationen hintanstellen. „Man kann nichts falsch machen, ein viel größerer Fehler wäre, nichts zu tun“, sagt Hütter-Klepp.