Nur nicht sitzen! Ältere Menschen verbringen oft den Großteil der Tageszeit immobil. Sie sitzen mehr und länger als Büroarbeiter. US-Wissenschafter haben jetzt in einer Studie gezeigt, dass auch geringe Aktivität hilft: Schon eine halbe Stunde mehr Stehen pro Tag senkt den Blutdruck wie ein Medikament.

„Moderate bis starke Aktivität kann bei älteren Menschen die physische, kognitive, emotionale und funktionelle Gesundheit fördern. Der Anteil jener, welche die Empfehlungen zur körperlichen Aktivität erfüllen, ist aber gering. Ältere Menschen verbringen typischerweise 65 bis 80 Prozent der Tageszeit im Sitzen“, schrieben vor Kurzem Dori Rosenberg (Kaiser Permanente Washington Gesundheitsforschungsinstitut/Seattle) und ihre Co-Autoren in ihrer Onlinepublikation (JAMA Network Open).

Eine einfache Intervention

Regelmäßig Sport schaffen nur wenige Senioren. Die US-Wissenschaftler testeten deshalb eine einfache Intervention: 283 Personen im Alter zwischen 60 und 89 Jahren und einem Body-Mass-Index von durchschnittlich 34,9 (BMI; ab einem BMI 30 spricht man von Adipositas) wurden durch Zufallsentscheid in zwei Gruppen geteilt: 140 Personen bekamen zehnmal ein Coaching (zweimal persönlich, Rest Online) mit dem Ziel, die tägliche Zeit im Sitzen zu reduzieren. Sie erhielten auch ein Stehpult für zu Hause und einen Fitness-Tracker. 143 Probanden wurden einer Kontrollgruppe zugeteilt, die ausschließlich Coaching zu allgemeinen Gesundheitszielen umfasste.

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Zu Beginn hatten 147 der Probanden (knapp 52 Prozent) einen diagnostizierten Bluthochdruck als einen der wesentlichsten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall. Knapp 70 Prozent dieser Personen nahmen zumindest ein Blutdruckmedikament ein. Die Fachleute berichteten von ausgesprochen positiven Effekten. „Die mittlere Zeit, die pro Tag im Sitzen verbracht wurde, sank binnen sechs Monaten in der Gruppe mit der darauf ausgerichteten Intervention im Vergleich zur Kontrollgruppe um 31,85 Minuten“, schrieben Dori Rosenberg und ihre Co-Autoren.

Körperliche Aktivität wirkt sich positiv aus

Die ausgesprochen moderate Zunahme an körperlicher Aktivität wirkte sich ganz klar auf den systolischen Blutdruck („oberer Wert“; während der Pumpphase des Herzens) aus: In der Interventionsgruppe sank er im Mittel um 6,67 mmHg. In der Kontrollgruppe wurde ein Rückgang des systolischen Blutdrucks um 3,48 mmHg beobachtet. In der mobileren Probandengruppe war die Blutdrucksenkung mindestens so stark wie mit einem Blutdruckmedikament mit einem Wirkstoff erzielt werden kann. Der diastolische Blutdruck („unterer Wert“) verringerte sich in beiden Gruppen etwa gleich. Es gab keinen Einfluss auf Gewicht, BMI, Hüftumfang und Einnahme von Medikamenten gegen die Hypertonie.

„Sitzen ist das neue Rauchen“, zitierte die deutsche Ärztezeitung in einem Bericht zu der Studie einen vor einigen Jahren propagierten Slogan. Die Verringerung der immobil verbrachten Tageszeit bei Senioren sei jedenfalls einfacher umzusetzen, als große Fitnessprogramme zu propagieren, meinen die US-Wissenschaftler.