Zu spät und zu wenig. Der Vorwurf mangelhafter Maßnahmen für den Klimaschutz hatte am Wochenende sein Pendant in der Unwetter-Berichterstattung des ORF. Das sahen jedenfalls zahlreiche Nutzer auf den Sozialen Netzwerken so, die ihre Kritik teils scharf formulierten: Anders als Puls24 und Oe24 habe der ORF zu spät mit Sondersendungen auf die Ausnahmesituation reagiert. Tatsächlich blieb der ORF auch am Sonntagvormittag mit seinen zwei Haupt- und zwei Spartensendern noch großteils beim Regelprogramm, als in Teilen Österreichs bereits ganze Regionen unter Wasser standen und die wendigeren Nachrichtensender bereits im Dauerlauf berichteten.

Zur Kritik gesellte sich Lob für die Berichterstattung: Insbesondere Meteorologe Manuel Oberhuber – der Südtiroler ist seit 2016 beim ORF – fiel mit klaren Analysen der Unwettersituation positiv auf.

ORF wehrt sich gegen Kritik

Den Vorwurf, zu wenig über die Überschwemmungen berichtet zu haben, lässt der ORF in einer der Kleinen Zeitung übermittelten Stellungnahme nicht gelten: „Der ORF hat seit Mittwoch vergangener Woche in allen Nachrichtensendungen groß über die bevorstehende Wetterlage inklusive Wetterwarnungen berichtet, unter anderem mit Aufmacher und Analyse in der ZIB 1.“ Am Samstag habe man verlängerte ZIBs sowie Sondersendungen im Programm gehabt, ab Sonntagmittag berichtete man in der Live-Strecke und insgesamt zwölf Stunden.

Den Vergleich mit reinen Nachrichtensendungen weist auch ORF-Info-Chefredakteur Johannes Bruckenberger zurück: „Kritik nehmen wir immer ernst, ungerechtfertigte Pauschalkritik an unserer Arbeit oder gar Verschwörungstheorien, wie sie derzeit in großer Gereiztheit in sozialen Netzwerken kursieren, weisen wir aber ebenso zurück wie Vergleiche mit reinen Nachrichtensendern.“

Am Montagabend werden die Wahl-Konfrontationen durch eine Sondersendung mit anschließendem „Runden Tisch“ ersetzt. Insgesamt haben 4,3 Millionen Menschen die ORF-Unwetterberichterstattung verfolgt, heißt es vom Küniglberg. Großes Interesse vermeldet auch Oe24: In der Kernzielgruppe 12-47 habe man am Sonntag 4,7 Prozent Marktanteil erreicht – der höchste Wert der Sendergeschichte.

Kachelmann schaute ORF Niederösterreich

Der Ärger für den ORF, genauer, das ORF-Landesstudio in Niederösterreich begann schon in der Vorwoche, als der Meteorologe und Autor Jörg Kachelmann dem Landesstudio grobe Verharmlosung vorwarf. „Wenn Menschen in Niederösterreich sterben, hat sie auch das ORF auf dem Gewissen“, polterte der Moderator auf X konkret gegen den Wetterbericht aus dem Landesstudio Niederösterreich. Dass sich der Schweizer dabei auf einzelne Formulierungen beziehe und übersehe, dass das Landesstudio seit Tagen über die drohende Regenflut berichtet hatte, merkte der ORF in einer Stellungnahme an. Auch ZIB 2-Anchorman Martin Thür meldete sich, wohl auch in Replik auf Kachelmann, und verwies auf die umfassende Berichterstattung des ORF zu den Unwettern: „Vielleicht hilfreiche Fakten für jene, die ehrliches Interesse statt Lust an Empörung haben.“