Jörg Kachelmann schleudert auf „X“ gerne ungefiltert seine Meinung in den Social-Media-Kosmos. Vorwiegend betrifft dies Wetter-Themen, wie auch am Donnerstagabend. In einem Posting nahm er dabei Clemens Krautzer vom ORF-Landesstudio Niederösterreich ins Visier.

„Verbrecher ORF Niederösterreich, die so tun, als ob 300 mm Regen nur eine kleine Inkonvenienz seien, kein Wort von den Auswirkungen und ein kleiner Schmäh dazu, ist ja bald vorbei. Wenn Menschen in NÖ sterben, hat sie auch das ORF
auf dem Gewissen“, lautete die heftige Kritik des Schweizers. Kachelmann stieß sich konkret daran, dass Krautzer im Wetterbericht am Ende von „Niederösterreich Heute“ nicht eindringlich genug vor den bevorstehenden Regenmengen gewarnt hatte.

Doch stimmt es wirklich, dass der ORF-Niederösterreich die Unwettergefahr unterschlagen hat?

Kachelmanns Kritik auf mehreren Ebenen haltlos

Nein, das stimmt nicht. Die Österreicherinnen und Österreicher konnten am Donnerstag kein Medium konsumieren, ohne mit der gefährlichen Wetterlage konfrontiert zu werden – so natürlich auch im Wetterbericht in ORF-Niederösterreich beziehungsweise genauer gesagt in „Niederösterreich Heute“.

Zunächst muss man Clemens Krautzer aus der Schusslinie nehmen. Gleich zu Beginn weist er darauf hin, dass der Regen am Donnerstag noch im Rahmen war, die Situation sich in der Nacht dann aber ändert. Er spricht von „irrsinnigen Regenmengen in Österreich“, die am Samstag auf bis zu 300 Liter pro Quadratmeter ansteigen können, also „ordentlich viel“.

Warnung spricht er tatsächlich keine aus, allerdings: Clemens Krautzers präsentierte den Wetterbericht am Ende von „Niederösterreich Heute“. In der Sendung wurde die Wetterlage und Hochwassergefahr nur wenige Minuten vor Krautzers Bericht ausführlich thematisiert. So wurde sowohl über den abgesagten Wachau-Marathon berichtet, als auch ein Lokalaugenschein in Zöbing bei Langenlois gemacht, bei dem auch mit dem stellvertretenden Landesfeuerwehrkommandanten Martin Boyer über die Vorbereitungen der Einsatzorganisation gesprochen wurde. Den ORF-Seherinnen und -Sehern in Niederösterreich wurde als nichts unterschlagen. Das betont auch der niederösterreichische ORF-Landesdirektor Alexander Hofer auf Nachfrage in einem offiziellen Statement.

In diesem Zusammenhang ist auch wichtig zu erwähnen, dass die „Bundesland Heute“-Sendungen vom Großteil der Zuseher von Anfang bis Ende im Fernsehen konsumiert wird und der Wetterbericht zum Schluss nur ein Bestandteil der Sendung ist.

Auch mit einem Blick auf die anderen Bundesländer ist die derbe Kritik an Krautzer nicht verhältnismäßig. Sowohl in der Steiermark als auch in Wien, Oberösterreich und Salzburg wurde im Wetterbericht nüchtern über die Vorhersage für die kommenden Tage geredet, ohne große Warnungen oder dergleichen auszusprechen. Also wenn, müssten auch weitere Personen kritisiert werden.

Und trotz des Regenbogenfotos am Ende der Sendung mit dem Hinweis darauf, weitere schöne Bilder einzusenden, wird sich dem Ernst der Lage niemand in Österreich entziehen können. Einfach mal irgendeine x-beliebige Nachrichtensendung des Landes verfolgen.