Der ORF ziert sich und das aus gutem Grund. Ob der in Ungnade gefallene Philip Jelinek weiterhin vormittags als TV-Fitnesstrainer im Einsatz sein soll, ist laut ORF offen. Es wird geprüft, heißt es auf Anfrage weiterhin. Inoffiziell soll die Entscheidung längst gefallen sein: Es habe sich „ausgeturnt“ berichtete die „Krone“, „Fit mit Philipp“ werde abgesetzt.
Der Grund für den Tanz um die heiße Kartoffel ist schnell geklärt: „Fit mit Philipp“ funktioniert, passt mit seiner Mitmach-Motivation in den öffentlich-rechtlichen Auftrag und erreicht jeden Tag rund 140.000 (Schnitt 2023) Zuschauerinnen und Zuschauer. Für viele in Österreich gehört die Sendung zum Morgenritual wie der Kaffee zum Frühstück. Andererseits intervenierte Jelinek, wie Chats mit dem ehemaligen Vizekanzler Heinz-Christian Strache belegen, um beruflich aufzusteigen und kündigte dem FPÖ-Mann im Gegenzug an, ORF-Interna preiszugeben. „Sollte ich jemanden damit verletzt oder übers Ziel hinausgeschossen haben, dann tut mir das wirklich leid und dafür entschuldige ich mich“, versuchte er sich an einer Entschuldigung. Für den ORF ist die Situation eine Zwickmühle, in der es wenig zu gewinnen gibt. Alternativen zu Jelinek gäbe es in einem Land der Profisportler und (noch mehr) Ex-Profisportler immerhin viele.
Muss Jelinek tatsächlich gehen, könnten sich andere freuen. ServusTV zum Beispiel, wo die Vormittagsprogrammschiene noch Luft nach oben hat. Anders als Puls 4 („Café Puls“) und ORF („Guten Morgen Österreich“) verzichten die Salzburger bislang auf ein Frühstücksfernsehen. Ein Statement von ServusTV auf diesen Spekulationen liegt der Kleinen Zeitung derzeit noch nicht vor.
Ilse Buck und ihre Nachfolger
Fitness-Sendungen sind ein alter Hut mit dem Potenzial, Kultcharakter zu erlangen. Ganze 33 Jahre lang regte Ilse Buck (1923-2012) in Ö1 und Ö3 mit „Fit mach mit“ und „Morgengymnastik mit Ilse Buck“ allmorgendlich zu mehr Bewegung an: „Genieren Sie sich nicht, machen Sie am besten gleich mit, egal, wo Sie sich befinden“, motivierte die gebürtige Linzerin ihre Zuhörer, den inneren Schweinehund zu überwinden. Der Beginn der Corona-Pandemie führte weltweit zu einer Renaissance des Genres, das seinen Schwerpunkt längst im digitalen Raum hat, wo Fitness-Influencer ein Millionenpublikum erreichen.
Wird „Fit mit Philipp“ tatsächlich abgesetzt – aktuell sind vormittags nur Wiederholungen zu sehen – stehen dem vor dem Fernseher bewegungsaffinen Publikum einige Alternativen zur Verfügung. „Fit Aktiv für Junggebliebene“ mit Heidi Sykora regt täglich um 8.30 Uhr auf ORF Sport+ dazu an, die müden Knochen zu bewegen und im Bayerischen Rundfunk stehen täglich zwei Einheiten von „Tele-Gym“ am Programm, jeweils eine für Frühaufsteher (7.20 Uhr) und Langschläfer (8.55 Uhr).