Fünf starke Männer der Volkstumsgemeinschaft St. Veit sind notwendig, um die Freyung für den Wiesenmarkt auf den Hauptplatz zur Aufstellung zu bringen. In Niederwölz reicht ein Träger. 24 Tage lang – von der Aufstellung bis zur Einholung – wacht die Freyung in St. Veit über das Marktgeschehen, beim Maxlaun-Markt in der Steiermark reichen zwei Tage. Die Niederwölzer sind sparsam mit ihrer Freyung! „Mitnichten“, kontert Albert Brunner mit einem lauten Lachen. „Die Freyung spielt beim Maxlaun-Markt, der wenige Tage nach dem St. Veiter Wiesenmarkt beginnt, eine wesentliche Rolle“, erklärt der Niederwölzer ÖVP-Bürgermeister weiter. Aber warum nur zwei Freyungstage, wo der Markt doch über vier Tage geht? Das würde in St. Veit nicht durchgehen. Mitnichten.

In St. Veit wird die Freyung 14 Tage vor Beginn des Wiesenmarktes auf dem Hauptplatz aufgestellt
In St. Veit wird die Freyung 14 Tage vor Beginn des Wiesenmarktes auf dem Hauptplatz aufgestellt © Helmuth Weichselbraun

Rückblick: 1932 hat man sich in St. Veit an das Ritual erinnert, seither wird die Freyung, die hölzerne Hand mit dem Marktrichterschwert in Händen, die damals von einem Restaurator neu gefertigt wurde, wieder zur Wiesenmarktzeit aufgestellt. Das Original ist nämlich leider verloren gegangen. Die Freyung symbolisiert den von der Obrigkeit versprochenen Marktfrieden, sie garantiert den freien Handel und den Schutz der Marktzeit. In St. Veit ragt das Schwert schon 14 Tage vor Marktbeginn in den Himmel über dem Hauptplatz. Zur Eröffnung der Wiesn, heuer am 28. September, wird sie im Rahmen des riesigen Eröffnungsumzuges mit 1750 Teilnehmern auf das Marktgelände getragen. Unter den ehrfurchtsvollen Blicken der zehntausenden Gäste am Straßenrand.

Fotorückblick auf die Freyungsaufstellung in St. Veit 2023:

Erhebend ist der Augenblick, wenn die Maxlaun-Freyung über den Balkon vom Stinglbauer auf die Straße gehoben wird. „In diesem Haus in Niederwölz wird die Freyung seit mehr als 350 Jahren aufbewahrt“, erklärt Brunner. Der Chor stimmt dann das Freyungslied an, die Hand mit dem Schwert wird daraufhin im Festzug zum Marktgelände und später zum Gemeindeamt gebracht. „Austragen“ nennen die Niederwölzer diese Tradition. Dort steht sie am Sonntag und Montag. Jeweils bis 18 Uhr, dann wandert sie zurück zum „sicheren“ Stinglbauern. „Bei der Freyung handelt es sich nämlich um ein Original, nicht um eine Kopie.“ Gefeiert wird der Maxlaun-Markt aber vier Tage, von Freitagmittag bis Montag, heuer also von 11. bis 14. Oktober. Also zwei Tage ohne Freyung, weil der Markt „offiziell“ nur zwei Tage dauert. In der Steiermark herrschen andere Sitten.

Vom Balkon des Stinglbauers wird die Freyung des Maxlaun-Marktes auf die Straße gehoben
Vom Balkon des Stinglbauers wird die Freyung des Maxlaun-Marktes auf die Straße gehoben © Martina Galler

Fotorückblick auf den Maxlaun-Markt 2023:

In der Herzogstadt St. Veit belässt man es mit der feierlichen Aufstellung der Freyung am Hauptplatz und später am Wiesenmarktgelände. Beim Maxlaun ist mit dem „Austragen“ eine weitere Tradition verbunden. „Der Bürgermeister bestimmt den Freyungsträger. Der nimmt seine Aufgabe wahr, so viele Jahre er will. Und der Freyungsträger bestimmt dann den „Maxlauner“, erklärt das Gemeindeoberhaupt. Der Maxlauner ist quasi ein Wegauskehrer, der der Freyung vorauseilt. Er muss gebürtiger Niederwölzer und unverheiratet sein. „Erst beim Freyungsaustragen wird bekannt, wer Maxlauner ist, es bleibt bis zuletzt ein Geheimnis“, sagt Brunner. Das Gesicht des Maxlauners ist blau und rot angemalt. Damen, die vom Maxlauner gedrückt, umarmt werden und etwas Farbe abbekommen, sollen im kommenden Jahr Glück haben.

Wer Maxlauner wird, das ist bis zur letzten Minute ein Geheimnis
Wer Maxlauner wird, das ist bis zur letzten Minute ein Geheimnis © Martina Galler

Das gastronomische Angebot und der Vergnügungspark spielen beim St. Veiter Wiesenmarkt, der jährlich Hunderttausende Besucher zählt, eine zentrale Rolle. „Gastronomie und Fahrgeschäfte sind zwei wichtige Aushängeschilder bei uns“, sagt die St. Veiter Marktreferentin und Vizebürgermeisterin Silvia Radaelli (SPÖ). Beim Maxlaun wird natürlich auch gegessen, getrunken und gefeiert, großes Augenmerk liegt aber auf dem Wirtschaftsaspekt: „Dem Gewerbe und Ausstellungen wird ein großer Raum geboten, darauf legen wir Wert“, erklärt der Gemeindechef. Rund 80.000 Gäste finden jährlich den Weg zum Maxlaun, die Wertschöpfung liege bei rund sechs Millionen Euro, „das ist ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor für die gesamte Region“, betont Brunner.

„Freyer“ Blick nach Bleiburg

300 Händler und Schausteller waren am heurigen Bleiburger Wiesenmarkt Ende August vertreten, der seit 1393 abgehalten wird. Einer der Höhepunkte des Marktgeschehens ist auch hier die Aufstellung der Freyung, die zeigt, dass die Gewalt der Herzöge über die Einhaltung der Marktregeln wacht. Auch die Bleiburger zelebrieren ihre Freyung, die bereits zwei Wochen vor Marktbeginn unter Glockengeläute öffentlich zur Schau gestellt wird - seit 1994 am Freyungsbrunnen von Kiki Kogelnik, der großen Künstler-Tochter der Stadt. Die Überbringung der Freyung zum Marktgelände 14 Tage später folgt den Regeln einer langen Tradition. Den Freyungszug führen Bürgermeister und Marktmeister an, dahinter ist der Herold in Ritterrüstung hoch zu Ross zu sehen, dann folgt die Freyungsgruppe mit dem 30 Kilogramm schweren „Schatz“ der Markt-Stadt.

So feiert man in Bleiburg die Aufstellung der Freyung
So feiert man in Bleiburg die Aufstellung der Freyung © Rosina Katz-Logar

Man ist so frey. Ob St. Veiter, Bleiburger Wiesenmarkt oder Maxlaun, die Freyungen stehen für Regionalität, Gemeinsamkeit, Tradition und Zusammenhalt. Ob für zwei Tage in Niederwölz, oder für 14 Tage plus Marktzeit in St. Veit oder Bleiburg.