Vor 800 Jahren wurde St. Veit an der Glan zur Stadt ernannt. So weit reicht das Archiv der Kleinen Zeitung natürlich nicht zurück, wer sich aber darin vertieft, der findet unzählige Berichte aus der jüngeren Vergangenheit der Herzogstadt. Von skurrilen Anekdoten bis hin zu großen Aufregern, die vielfach schon in Vergessenheit geraten sind.
Tierischer Co-Star von Uschi Glas
Kärnten wurde schon sehr oft zum Drehort von Filmen oder Serien, einmal – genauer gesagt 1994 – verschlug es das Team rund um Uschi Glas für den Dreh von „Tierärztin Christine“ ins Schloss Weyer. Dort hatte sich auch ein tierischer Co-Star eingefunden. Und zwar das reinrassige Bluthundweibchen Josefine, der damalige Familienhund des bekannten St. Veiter Tierarztes Wolfgang Liebich. Übrigens: Im Vergleich zu so manch anderem Schauspieler hatte Josefine keine Starallüren.
Weitgereiste Gäste
Viele Gäste konnte die Stadtpolitik bereits in St. Veit begrüßen, 1954 war dies die abessinische Fußballnationalmannschaft. „Herzogstadt im Zeichen des Löwen von Juda“ titelte die Kleine Zeitung am 24. August. Die ostafrikanische Gruppe, unter Trainer Schurl Braun, sorgte – ob ihres Auftretens in Trenchcoats und Hüten – nicht nur für erstaunte Blicke der St. Veiter, sie standen auch für ein Match auf dem Fußballplatz der Herzogstadt.
Proteste gegen Müllverbrennung
Was viele St. Veiter heute nicht wissen ist, dass in den 1990er-Jahren in Blintendorf eine Müllverbrennungsanlage geplant war. Da der Aufschrei in der Bevölkerung so groß war, entschloss man sich, Anfang Oktober 1994 eine Volksbefragung durchzuführen. Die Bevölkerung sprach sich dagegen aus, die Pläne wurden wieder auf Eis gelegt. Im selben Jahr wurde jedoch ein anderes, ähnliches Projekt in Angriff genommen: Im Juli 1994 hat der damalige Bürgermeister Gerhard Mock in St. Veit die erste Kompostieranlage in Betrieb genommen.
Die Promille fest im Griff
Zwei Gastwirte sagten dem Alkohol am Steuer den Kampf an. „Reden allein hilft nicht“, sagte sich Karl Schmidt, Betreiber des ehemaligen Kulturcafés Kral in St. Veit. Im Kampf gegen die Promille bot der Wirt 1994 alkoholfreie Getränke um 30 Prozent billiger an. Heinz Vollmaier, Wirt des einstigen „Lisis Bistro“ und des späteren „Hüglwirt“ (jetzt: „Das Hunnenbrunn“), ging einen anderen Weg. Er bot seinen Gästen, die etwas zu tief ins Glas geblickt hatten, an, sie kostenlos mit dem Auto nach Hause zu bringen.
Wiesenmarkt mit „Tag der Alten“
Damals wie heute ist der Wiesenmarkt ein wichtiger Teil der Berichterstattung der Kleinen Zeitung. Während die Grundpfeiler über die Jahrzehnte hin gleich bleiben, sind beim Blick ins Archiv doch einige Unterschiede zu erkennen. So wurde der Markt im Jahr 1954 nicht, wie heute üblich, am letzten Samstag im September, sondern am ersten Samstag im Oktober eröffnet. Bereits vor 70 Jahren gab es Mittwochnacht das große Feuerwerk. Der jetzige „Familien- und Seniorentag“ hieß damals noch „Tag der Alten“. An diesem will, laut Bericht, „die Stadtverwaltung die Fürsorgerentner zu einer Volksfest-Jause einladen.“
Postgasse als erste Fußgängerzone
In der Ära von Altbürgermeister Gerhard Mock wurde die gesamte St. Veiter Innenstadt zur Fußgängerzone erklärt. Eine Entscheidung, die seither diskutiert und auch kritisiert wird. Was viele St. Veiter jedoch nicht wissen ist, dass die ersten Vorläufer dazu bereits viel länger bestehen. So wurde die ehemalige Postgasse (die heutige Dr. Karl Domenig-Gasse) bereits 1953 zur Fußgängerzone erklärt. Nach einer Umgestaltung des Hauptplatzes im Jahr 1974 – also genau vor 50 Jahren – wurde der nördliche Teil des Platzes zur Fußgängerzone erklärt. Diese wurde im Bericht der Kleinen Zeitung als „eine der repräsentativsten Fußgängerzonen Österreichs“ bezeichnet.
Millionenprojekt für Wohnungssuchende
Im Herbst 1964 wurde in St. Veit ein damaliges Millionenprojekt übergeben – und zwar in Form von 30 Wohnungen in der Neubau- sowie in der Stiegengasse. Ein Tropfen auf den heißen Stein, 600 Wohnungssuchende waren damals vermerkt. Die 4,30 Millionen beziehen sich natürlich auf Schilling, nicht auf Euro. Dieser Betrag entspricht, laut historischem Währungsrechner der Österreichischen Nationalbank, umgerechnet einer Million Euro.
Sprunghaft gewachsen
„Explosionsartig“ - so lässt sich das Wachstum der Herzogstadt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beschreiben. Die ursprüngliche Stadt wurde nämlich mehrfach erweitert, und zwar um St. Donat (1958), im einen Teil von St. Georgen (1962), um die damalige Gemeinde Hörzendorf (1972) und um einen kleinen Teil von St. Peter am Bichl (1973). Damit hat sich die Fläche der Herzogstadt binnen 15 Jahren verfünffacht, die Einwohnerzahl wuchs jedoch nur um rund ein Fünftel.
Heinz Conrads und die Wiesn
„Was gibt es Neues“ war eine bekannte Radiosendung mit Moderator Heinz Conrads. Nach 40 Jahren auf Sendung endete diese im Jahr 1986. Parallel dazu gab es von 1950er bis zu den 1980er-Jahren die Fernsehsendung „Was sieht man Neues“, ebenfalls mit Heinz Conrads. Zumindest eine davon ging mit St. Veiter Beteiligung über die Bühne. Mitte September waren dort nämlich die St. Veiter Vertreter „Vizebürgermeister Ing. Wolte, Stadtrat Knafl, die Geschwister Sternat-Wildhaber und Wiesenmarkt-Herold Otto Pirker“ zu Gast. Und um was könnte es Mitte September anders gehen, als um den Wiesenmarkt? Sie vertreten, laut Bericht vom 19. September 1964, „die Stadt in Sachen Wiesenmarkt und erste österreichische Gebrauchtwagenschau“.
Tragischer Unfall
Von einem rückwärtsfahrenden LKW wurde im September 1964 in Glandorf ein 72-jähriger Rentner erfasst und getötet. Der Unfall habe, laut Bericht, „bei der Bevölkerung Empörung ausgelöst, da es schon wiederholt vorgekommen ist, dass Tankwagenfahrer und Fuhrwerksunternehmer ohne die notwendige Rücksicht und Vorsicht ihre Fahrzeuge wenden.“ Ein für heutige Verhältnisse unvorstellbares Detail im Bericht: Sowohl der Verunglückte als auch der Unfalllenker sind im Bericht mit vollem Namen genannt.
Die Jubiläumsausstellung
Anlässlich der Feier von „800 Jahre St. Veit an der Glan als Stadt“ lädt die Stadtgemeinde am Freitag zu einer Sonderausstellung in die Rathausgalerie ein. Diese gewährt einen Einblick in die Vergangenheit, als St. Veit zur Stadt ernannt wurde. Höhepunkte der Ausstellung sind Digitalisate der Urkunde von 1224, in der St. Veit an der Glan erstmals als Stadt erwähnt wurde, und des Stadtrechtes von 1308 zu sehen sein. Die Ausstellung richtet sich sowohl an geschichtsinteressierte St. Veiterinnen und St. Veiter, aber auch an Besucherinnen und Besucher der Herzogstadt.
Mit einem Festakt, im Beisein von Bürgermeister Martin Kulmer und Martin Stermitz, Leiter der Abteilung Landesgeschichte im kärntnen.museum und des Wappensaals im Landhaus Klagenfurt, wird die Ausstellung eröffnet, die anschließend noch bis zum Jahresende in der Rathausgalerie zu sehen sein wird.