Die Nationalratswahl 2024 ist geschlagen. In Kärnten waren an diesem Sonntag 432.330 Personen wahlberechtigt, knapp 5500 weniger als noch im Jahr 2019. In Klagenfurt durften 73.236 Personen zur Urne schreiten.

Ergebnisse der Nationalratswahl versprachen vorab Spannung

Ein erster Blick auf das Ergebnis zeigt: die Landeshauptstadt ist Blau eingefärbt. Die Freiheitlichen mit Kärnten-Spitzenkandidat Gernot Darmann, er ist auch Stadtparteiobmann, konnten sich im Vergleich zu 2019 fast verdoppeln und kommen auf über 30 Prozent. Ein Sitz im Nationalrat ist dem 49-jährigen Darmann so gut wie sicher.

„In Klagenfurt wünschen sich die Menschen Veränderung. Das Ergebnis zeigt aber auch, dass es Gernot Darmann, Klubobmann Andreas Skorianz und ich als Dreiergespann geschafft haben, dass Vertrauen in die FPÖ wieder aufzubauen“, sagt FPÖ-Stadträtin Sandra Wassermann. Das gute Ergebnis sei aber keine „gmahde Wiesn“ gewesen. „Die Gespräche mit den Bürgern in den letzten Tagen waren positiv aber auch kritisch - die Menschen sind da sehr geradlinig. Ein Wahlergebnis kann man daraus nicht interpretieren“, erklärt Wassermann.

Die FPÖ liegt in der bundesweiten Hochrechnung in Front, Kärnten-Spitzenkandidat und Stadtparteiobmann Gernot Darmann (mitte) freut sich
Die FPÖ liegt in der bundesweiten Hochrechnung in Front, Kärnten-Spitzenkandidat und Stadtparteiobmann Gernot Darmann (mitte) freut sich © Markus Traussnig

Auch bei der SPÖ kam der kärntenweite Spitzenkandidat mit Philip Kucher (43) aus Klagenfurt. Einen Vorteil konnten die Sozialdemokraten daraus nicht ziehen: Sie konnte ihr Ergebnis von 2019 in etwa halten, die Veränderung beträgt unter einem Prozent. Es hätte schlimmer kommen können: Die Klagenfurter SPÖ war in den vergangenen Monaten mit chaotischen Zuständen in der Partei konfrontiert. Fragwürdige Nachrichten in einer SPÖ-Chatgruppe brachten die Partei in die Schlagzeilen, SPÖ-Vizebürgermeister Philipp Liesnig dankte daraufhin ab. Der aktuelle Vizebürgermeister Ronald Rabitsch war für die Kleine Zeitung für eine Stellungnahme nicht erreichbar, Stadtrat Franz Petritz gab an, sich zum aktuellen Wahlergebnis nicht äußern zu dürfen.

SPÖ-Spitzenkandidat Philip Kucher feierte am Tag der Nationalratswahl seinen 43. Geburtstag in der Parteizentrale in Klagenfurt
SPÖ-Spitzenkandidat Philip Kucher feierte am Tag der Nationalratswahl seinen 43. Geburtstag in der Parteizentrale in Klagenfurt © KLZ / Markus Sebestyen
Nach der ersten Hochrechnung war die Stimmung gedrückt
Nach der ersten Hochrechnung war die Stimmung gedrückt © Weichselbraun Helmuth Kleine Zei

Die große Wahlverliererin in der Landeshauptstadt ist die ÖVP, die im Vergleich zur letzten Nationalratswahl rund ein Drittel ihrer Wähler verlor und auf den dritten Platz hinter der SPÖ abrutschte. Wahlkreisspitzenkandidatin und Nationalratsabgeordnete Elisabeth Scheucher-Pichler (70) war in den Wochen vor der Wahl unermüdlich um Stimmen gelaufen und bemühte sich in ihrer Funktion als Hilfswerk-Präsidentin um die Übernahme des Seniorenheims im Klagenfurter Hülgerthpark - beides mit überschaubaren Erfolg.

„Die österreichweite Unzufriedenheit hat sich jetzt bemerkbar gemacht“, resümiert Markus Malle, seines Zeichens ÖVP-Stadtparteiobmann das Wahlergebnis. Es sei ein Verlust für beide Parteien, die bis dato federführend in Wien waren, etwas, was sich durch ganz Europa zieht und alle regierenden Parteien spüren Der Wähler habe aber in seinen Augen immer recht. „Nach den Umfragewerten vor einem halben Jahr hätte es aber für die ÖVP weit schlimmer ausgehen können“, meint Malle. Für ihn gehört aber auch eine Niederlage dazu: „Man muss sich jetzt überlegen, wie die Politik auf das Wahlergebnis reagiert.“

Klagenfurt-Spitzenkandidatin Elisabeth Scheucher-Pichler und die Kärntner ÖVP nahmen das Wahlergebnis zur Kenntnis. Ein Grund zur Freude war es nicht
Klagenfurt-Spitzenkandidatin Elisabeth Scheucher-Pichler und die Kärntner ÖVP nahmen das Wahlergebnis zur Kenntnis. Ein Grund zur Freude war es nicht © Helge Bauer

Zu den Gewinnern des Abends gehören neben der FPÖ die Neos, die in der Landeshauptstadt über 10 Prozent kamen. Janos Juvan, Landessprecher, Kärnten-Spitzenkandidat und Klubobmann im Gemeinderat, hoffte auf einen Einzug in den Nationalrat und kann, nach dem historisch schlechten Ergebnis bei der Landtagswahl und dem verpassten Einzug ins Landhaus, aufatmen. „Die ersten Ergebnisse zeigen, bei dieser Wahl gibt es zwei Gewinner: die FPÖ und uns Neos. So viele Menschen wie noch nie haben uns ihre Stimme gegeben und damit klar zum Ausdruck gebracht: Wir wollen Reformen und kein weiter wie bisher“, sagt Juvan in eine ersten Reaktion.

Janos Juvan freut sich über ein Plus für die Neos
Janos Juvan freut sich über ein Plus für die Neos © Neos/KK

Anders die Grünen, die im Vergleich zu 2019 fast die Hälfte ihrer Wähler verloren und deutlich hinter den Neos auf dem fünften Platz landen. „Ein bisschen war das erwartbar. Die Umstände waren aufgrund der Regierungsbeteiligung im Bund und den damit verbundenen Krisen schwierig. Berücksichtigt man das, ist es ein passables Ergebnis“, sagt Stadtparteiobfrau Margit Motschiunig, die verspricht weiter „mit aller Kraft für Umwelt- und Bodenschutz zu arbeiten“.

Rückblick auf die Nationalratswahl 2019

Bei der Nationalratswahl 2019 kam im Regionalwahlkreis Klagenfurt die ÖVP auf 33,4 Prozent, die SPÖ auf 25,1 Prozent, die FPÖ auf 16,4 Prozent, die Neos auf 8,3 Prozent und die Grünen auf 13,1 Prozent. In den Bezirken Klagenfurt Stadt und Land waren insgesamt 121.099 Personen wahlberechtigt, 87.193 Personen haben eine Stimme abgegeben. Davon waren 1.284 Stimmen ungültig.