52 volle Betten auf der Pflegestation, 42 volle Zimmer im Altenwohnheim und 20 volle betreute Wohnplätze. Das Seniorenheim Hülgerthpark in Klagenfurt ist ausgelastet, seine Zukunft war aber lange ungewiss. Am 31. Dezember läuft die Bewilligung der Stadt, das Seniorenheim zu betreiben, aus – und kann aufgrund gesetzlicher Vorgaben nicht mehr verlängert werden. Gibt es bis dahin keinen neuen Betreiber, muss das Heim geschlossen und die Bewohner auf Pflegeheime des Landes aufgeteilt werden.

Nachdem ein zweistufiges Vergabeverfahren scheiterte, präsentierte Bürgermeister Christian Scheider (TK) Ende August eine alternative Lösung: die Direktvergabe an einen gemeinnützigen Betreiber. Mit dem Hilfswerk und der Caritas zeigten zwei Institutionen Interesse und präsentierten kurz darauf ein Projekt. Mit klarem Vorteil für die Caritas: Mit zehn Pflegeheimen in Kärnten verfüge sie über genügend Erfahrungswerte, zudem sollen der millionenschwere Neubau und die Sanierung der drei Häuser stemmbar sein, hörte man aus dem Rathaus.

Bewohner des Seniorenheims Hülgerthpark
Bewohner des Seniorenheims Hülgerthpark © Markus Traussnig

Detailgespräche starten

Ein weiterer Pluspunkt wäre eine vorgeschlagene Abgangsdeckung von fünf Jahren. Das Heim schreibt jährlich ein Minus von rund 700.000 Euro. Bekommt die Caritas den Zuschlag, muss die Stadt dieses Geld noch fünf Jahre lang zuschießen, beim Hilfswerk auf unbegrenzte Zeit. Dazu kommt, dass das Hilfswerk in Kärnten noch kein Seniorenheim betreibt und den Neubau laut Insidern finanziell nicht stemmen könne.

Somit ist der Beschluss der am Dienstag, 17. September, im Stadtsenat mehrheitlich gefällt wurde, keine Überraschung: Die Caritas erhält den Zuschlag, nur ÖVP-Stadtrat Max Habenicht soll dagegen gestimmt haben. Man begibt sich nun in finale Detailgespräche, heißt es in einer Aussendung der Stadt.

Mitarbeiter besorgt

Die Mitarbeiter haben Bedenken. In einem mit 29. August datierten Schreiben an Bürgermeister Scheider und die Mitglieder des Stadtsenats sprachen sich rund 25 von ihnen gegen die Caritas als künftigen Arbeitgeber aus - und drohen mit der Kündigung. „Wir würden Sie daher bitten, im Zuge der Entscheidung den Verlust eines großen Teils des Teams einzubeziehen und diesen in Zeiten des Pflegepersonalmangels zu gewichten“, heißt es. Nach Bekanntgabe der Entscheidung des Stadtsenats meldete sich eine Mitarbeiterin, die anonym bleiben will, bei der Kleinen Zeitung und erklärte, warum das Hilfswerk aus Sicht der Belegschaft die bessere Wahl gewesen wäre: „Die Caritas ist eine große Institution, ein Konzern steht hinter der Organisation der Heime. Auf erfahrenes Personal in einem einzelnen Haus ist man dort nicht im selben Ausmaß angewiesen, wie wenn man nur ein Haus betreibt“, sagt die Dame. Die Mitarbeiter befürchten, dass die Arbeitszeiten künftig nicht mehr so flexibel wie bisher gestaltet werden können und dass Personal, je nach Bedarf, in andere Häuser der Caritas versetzt wird. Diese Sorgen hätte man dem Bürgermeister und Mitgliedern des Stadtsenats auch im persönlichen Gespräch mitgeteilt.

In einer ersten Reaktion kündigte Caritasdirektor Ernst Sandriesser an, das Gespräch mit Mitarbeitern und Bewohnern zu suchen. „Wir möchten alle Beteiligten im Hülgerthpark von Anfang an einbeziehen und sicherstellen, dass jede Stimme gehört wird. Über konkrete Pläne und nächste Schritte werden wir zu gegebener Zeit auch die Öffentlichkeit informieren.“ Die Caritas betreibe seit über vier Jahrzehnten Pflegewohnhäuser und ist Arbeitgeberin für knapp 500 Pflegefachkräfte im stationären und mobilen Bereich. „Viele unserer Mitarbeiter sind 20, 30 ja sogar 40 Jahre bei uns beschäftigt“, sagt Sandriesser.