Stell dir vor, es fährt der Bus, aber niemand steuert ihn. Was ein bisschen nach Science Fiction klingt, ist seit 2017 in Pörtschach Realität. „Smart Urban Region Austria Alps Adriatic“, oder kurz „Suraaa“, heißt das Projekt, bei dem autonom fahrende Shuttlebusse Personen von A nach B bringen. Ein Chauffeur ist überflüssig, die Fahrzeuge fahren von selbst und steuern nun auch Klagenfurt wieder an.

Wieder, weil das Projekt ein kleines Comeback feiert. Bereits 2018 war ein autonomer Shuttle eine Woche lang vom Alten Platz bis zum Landhaushof unterwegs. Die Neuauflage geht in größerer Dimension über die Bühne: Shuttle-Busse sollen vom Bahnhof West bei Minimundus über die Villacher Straße und den Südring zur Universität und weiter zum Lakesidepark und wieder zurück fahren. Im Vollbetrieb sollen drei Shuttles von Montag bis Freitag, außerhalb der Stoßzeiten, nach Fahrplan unterwegs sein. Die Benutzung ist kostenlos.

Autofahrer müssen sich in Geduld üben

Am Dienstag starten erste Tests, vorerst noch ohne Passagiere. „Sollte alles funktionieren, können wir im Juli starten“, sagt Walter Prutej, Kopf des „Suraaa“-Projekts. Neun Personen passen in ein Shuttle, das mit Hilfe von mehreren Satellitensystemen, Kameras und Sensoren ein 360-Grad-Bild von seiner Umgebung baut. „Das Shuttle verlässt sich auf eine virtuelle Schiene. Es fährt auf 1,5 Zentimeter genau“, sagt Prutej. Im Fall der Fälle kann eine Sicherheitsperson an Board per Joystick eingreifen.

20.000 Fahrgäste gab es bereits in Pörtschach
20.000 Fahrgäste gab es bereits in Pörtschach © Nicolas Zangerle/suraaa

Mit gemächlichen 20 km/h dackeln die Kleinbusse durch Klagenfurt. Auf der mehrspurigen Villacher Straße und am Südring vermutlich kein Problem, in der Universitätsstraße werden hinterherfahrende Pkw-Lenker aber Geduld beweisen müssen. Dichtes Auffahren oder das Schneiden sind Gift für die Shuttles. „Die Sensorik ist auf Sicherheit ausgelegt. Die anderen Verkehrsteilnehmer müssen Abstand halten und so fahren, wie man es eigentlich in der Fahrschule gelernt hat“, sagt Prutej, der mit dem EU-geförderten Projekt an der „Mobilität der Zukunft“ werkelt.

„Wir arbeiten an der Mobilität der Zukunft“, sagt Walter Prutej
„Wir arbeiten an der Mobilität der Zukunft“, sagt Walter Prutej © Raunig

Autonome Fahrzeuge bald alltäglich

„Wir arbeiten daran, wie man 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche automatisierte Fahrzeuge zur Verfügung stellen kann.“ Der Kraftfahrermangel und der Klimawandel bringen die Mobilität unter Zugzwang. Kurze Strecken, für die viele heute das Auto verwenden, sollen in naher Zukunft autonome Fahrzeuge bewältigen. „Ab 2030 werden sie alltäglich“, ist sich Prutej sicher.

Alltag sind die Busse bereits in Pörtschach, wo sie seit 2017 20.000 Fahrgäste benutzten. Jedoch nicht ganz ohne Zwischenfall: Vergangenen August krachte ein Shuttle in parkende Autos. „Das passierte im manuellen Modus beim Einparken. Wir haben die Lehren daraus gezogen und haben auch das Parken automatisiert“, sagt Prutej. Verkehrsstadträtin Sandra Wassermann (FPÖ) zügelt ihren Optimismus: „Technologie hat immer zwei Seiten. Innovationen sind gut, man muss aber auch Vorsicht walten lassen.“

Das Klagenfurter Projekt gleicht nun einem ersten Abtasten. Bis Herbst sollen die Shuttles unterwegs sein, ein Fahrplan wird erst veröffentlicht. Ist die Evaluierung erfolgreich, folgen kommendes Jahr weitere Tests.