Von einmal probieren in die Abhängigkeit. Wer öfter mit Drogen hantiert, kann sich nur schwer wieder loslösen. Das merken auch die Behörden, die im Milieu tätig sind. Die Arbeit wurde in den vergangenen zehn Jahren mehr, die Lage hat sich verschärft.
Cannabis, Heroin und Kokain zählen österreichweit zu den drei „beliebtesten“ Substanzen. Die am Markt befindlichen Mengen steigen, die Preise sinken. „Heute kann sich jeder Drogen leisten“, sagt Markus Kreulitsch, Leiter des Suchtgiftreferats im Landeskriminalamt. Im Zuge einer Pressekonferenz am Freitag skizzierte er die aktuelle Lage in der Landeshauptstadt. Diese steche verhältnismäßig nicht heraus. „Natürlich gibt es mehr Einwohner und so auch mehr Abnehmer“, sagt Kreulitsch. Im Vergleich zu anderen Kärntner Städten und Bezirken sei das Niveau aber ähnlich. 2023 waren kärntenweit schätzungsweise 5000 Personen von Opiaten abhängig, mindestens nochmals so viele konsumieren regelmäßig Cannabis.
Über den Balkan nach Kärnten
Während in Kärnten weiter natürliche Substanzen - die meisten über die Balkanroute ins Land kommend - den Markt dominieren, kämpfen die östlichen Bundesländer mit künstlichen Drogen. Die Zusammensetzung ist dabei ungewiss, die Gefahren somit größer. 2327 Anzeigen nach dem Suchtmittelgesetz gab es vergangenes Jahr in Kärnten – 3,7 Prozent weniger als noch 2022.
Der Hang zur Sucht wurde aber nicht weniger. 207 drogenabhängige Personen und 130 Angehörige betreute die Drogenberatungsstelle „Viva“ in Klagenfurt im vergangenen Jahr. Kerstin Fanzott und ihr Team leisteten dabei 453 Psychotherapiestunden, standen als psychosoziale Stütze zur Seite und boten medizinische Betreuung an. Personen, die unter dem Machtverlust leiden, steht man beiseite. „Die Menschen lernen bei uns, Alternativen zur Sucht zu finden“, sagt die Leiterin, die auch Angebote für Alkohol- und Spielsüchtige in Klagenfurt koordiniert.
Sucht als Krankheit
308 alkoholabhängige Personen und 143 Personen, die unter Spielsucht und anderen substanzungebundenen Süchten leiden, wurden von ihrem 19-köpfigen Team an fünf Standorten im vergangenen Jahr betreut. Die Angebote sind kostenlos und anonym. „Je niederschwelliger, desto besser“, sagt Birgit Trattler, Leiterin der Gesundheitsabteilung. Ihr ist die Entstigmatisierung ein großes Anliegen. „Sucht kommt nicht vom Wort Suchen, sondern von der Seuche. Sucht ist eine Erkrankung“, sagt Trattler. Statt Verbote setzt man auf Aufklärung. „Das wäre zu einfallslos“, sagt Gesundheitsstradtrat Franz Petritz (SPÖ).
Es ist eine Erkrankung, für die es erste Anzeichen schon in der Kindheit geben kann. Abhängigkeiten prägen sich häufig zuerst in Form von Essstörungen oder im Medienkonsum aus, bevor sie im Umgang mit Drogen und Alkohol sichtbar werden. „Suchttendenzen kann man schon wesentlich früher finden“, sagt Fanzott.