Eine Männerrunde diskutiert, ob die Bedingungen am Katschberg oder auf der Turrach derzeit besser sind. Die Damen am Nebentisch erzählen von den Wehwehchen nach dem Aufstehen. Der Tod des Waffenherstellers Gaston Glock ist am Tag nach Bekanntwerden nicht das primäre Gesprächsthema an den Tischen im Café Peterlin, beheimatet im Herzen von Ferlach.
Und doch betrifft der Todesfall viele der rund 7200 Einwohner. Viele von ihnen arbeiten in Glocks Produktionsstätte, die sich nur wenige Gehminuten vom Café in der Rosental-Gemeinde im Süden Kärntens befindet. 1987 wurde das Werk eröffnet und weiter ausgebaut. Mittlerweile arbeiten in der Zentrale über 1000 Personen. Ein Drittel aller Ferlacher Arbeitsplätze sind in der Anlage untergebracht.
Attraktiver Arbeitgeber
„Ohne Glock wären wir nicht da, wo wir sind“, ist sich Oliver sicher. Er wohnt direkt gegenüber vom Werk und versuchte bereits fünfmal, nicht nur mehr Nachbar, sondern auch Angestellter zu werden. Die Firma Glock gilt als attraktiver Arbeitgeber, über die Grenzen des Rosentals hinaus.
„Ich durfte ihn nicht nur als Unternehmer, sondern auch als Mensch kennenlernen. Er war sehr innovativ“, erzählt Bürgermeister Ingo Appé (SPÖ). Die Nachricht von Glocks Tod traf auch ihn, pflegte er die vergangenen 20 Jahre ein gutes Verhältnis zum Niederösterreicher. Doch auch die Gemeindekassa freute sich über den Unternehmer. Rund ein Drittel der 2,6 Millionen Euro an Kommunalsteuer fließt allein durch das Werk ins Ferlacher Budget. Zum Dank benannte die Stadt zu Glocks 85. Geburtstag die ans Werksgelände angrenzende Parkanlage nach ihm. Gespendet wurde an die Gemeinde aber nie, sagt Appé.
Schwarze Fahne am Gelände
Weder im Park, noch am weitläufigen Fabrikgelände wird am Donnerstagvormittag aber bemerkbar, dass der 94-jährige Pistolenpionier kürzlich verstorben ist. Eine gehisste schwarze Fahne ragt aus dem Gelände hinter den hohen Mauern und Stacheldrahtzäunen in den Himmel hervor. Es ist das einzige Indiz dafür, dass Glock nicht mehr ist. „Halb Ferlach hat bei ihm gearbeitet. Ich glaube schon, dass die Firma für Ferlach gut ist“, sagt Anrainerin Alma Hrastnig, während sie auf das danebenliegende Werksgelände blickt. Ihr Sohn arbeitet beim „Nachbarn“, besuchte dafür extra die HTL in Ferlach.
Ob sich mit Glocks Ableben etwas ändern wird? Vermutlich nicht, ist man sich in Ferlach einig. „Er wurde ja schon davor alles geregelt“, erzählt Appé. Kein Gedanke wird daran verschwendet, dass Investitionen oder Ausbaupläne einschlafen könnten. Ferlach glaubt daran, weiterhin Glocks zentrale Produktionsstätte beheimaten zu dürfen.