Ihre Reise als Helferin begann nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 2012. Nachdem sie ihre Firma verkauft und sich mit 66 Jahren in den Ruhestand zurückgezogen hatte, verspürte sie den Drang, weiterhin aktiv zu bleiben und etwas Sinnvolles zu tun. So meldete sich Hildegard Marktl (78) 2014 nach einem Umzug von Gnesau in die Bezirkshauptstadt beim Roten Kreuz für den Besuchsdienst an. „Ich wollte nicht einfach nur herumsitzen und nichts tun“, erinnert sich die Feldkirchnerin. „Es ist wichtig, gebraucht zu werden und anderen zu helfen.“

Nachdem sie die Ausbildung für den Besuchsdienst über das Rote Kreuz Feldkirchen abgeschlossen hat, begann sie, hilfsbedürftige Menschen in ihren eigenen vier Wänden zu besuchen. “Meine Kinder haben mich damals zum Ehrenamt gebracht“, sagt Marktl schmunzelnd. „Sie wissen, dass ich nicht einfach still sitzen kann“, so die Mutter von einer Tochter und zwei Söhnen sowie die Oma dreier erwachsener Enkelkinder.

Engagement im Altenheim

Seit Herbst 2015 ist die Feldkirchnerin auch im Altenheim Lindl tätig. Durch ihre Ausbildung zur Aktivtrainerin weiß sie, wie wichtig Bewegung im hohen Alter ist, um gesund und vor allem mobil zu bleiben. “Hier habe ich mit der Sitzgymnastik begonnen, eine Aktivität, die den Bewohnern hilft, länger selbstständig zu bleiben”, erklärt Marktl.

Mittlerweile macht sie diese Besuche nicht mehr nur alleine, sondern gemeinsam mit einer Kollegin, die mit den Klienten dort Gedächtnisübungen macht. Seit letztem Jahr sind die beiden zusätzlich noch einmal pro Woche in einem Altenheim in Moosburg aktiv.

Dienstags besucht sie immer eine Klientin in Himmelberg, welcher sie mit Bewegungstraining und einem offenen Ohr zur Seite steht. Seit 2016 betreut sie die Frau, mit der sie mittlerweile eine tiefe Freundschaft verbindet. „Die Menschen gewöhnen sich an uns und bauen eine vertraute Beziehung auf“, erklärt Marktl. „Das gibt ihnen und uns viel.“

Dichterin mit Helfersyndrom

Neben ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit findet die dreifache Oma auch Zeit für ihre Leidenschaft, das Schreiben von Gedichten. 2018 veröffentlichte sie sogar ihren eigenen Gedichtband “Dearf i mi vorstelln? (wal hintn siehg i nix)” in welchem mehr als 100 Gedichte in Mundart zu finden sind.

Gut 100 Gedichte hat Hildegard Marktl für ihr Buch ausgewählt. Sie schreibt seit 25 Jahren
Gut 100 Gedichte hat Hildegard Marktl für ihr Buch ausgewählt. Sie schreibt seit 25 Jahren © Manfred J. Schusser

Marktl blickt mittlerweile auf zehn Jahre Ehrenamt zurück. Ihr Wunsch wäre es, dass mehr Menschen realisieren, wie viel einem der freiwillige Einsatz geben kann. „Es ist immer ein Geben und Nehmen, aber die Dankbarkeit, die man zurückbekommt, ist unbezahlbar.“

© KLZ