In der Innerkrems und in der Ortschaft Kremsbrücke im Kärntner Liesertal ist die Lage nach dem schweren Unwetter am Sonntag noch immer angespannt. Nach einem heftigen Gewitter mit Starkregen ging am Sonntag gegen 19.30 Uhr eine Mure in der Gemeinde Kremsbrücke im Bereich der Kesselgrubenalm ab und der Kremsbach drohte überzulaufen. Die reißenden Fluten des Baches flossen aus der Innerkrems in die unterhalb liegende Ortschaft Kremsbrücke. Der Bach, der dort in den Lieserfluss mündet, richtete an mindestens fünf Häusern, in Gärten und Einfahrten schwere Schäden an. Keller und Erdgeschoße wurden überflutet, darunter auch der Keller des Rüsthaues der Feuerwehr. Um 20.41 Uhr wurde vom Bürgermeister der Gemeinde Krems, Gottfried Kogler, Zivilschutzalarm ausgerufen.

Straßensperren

Die L19 Innerkremser Landesstraße zwischen Straßenkilometer 0,0 – 9,7 und die B 99 Katschberg Bundesstraße zwischen Straßenkilometer 66,2 bis 67,0 wurde für den gesamten Verkehr wegen Gefahr in Verzug gesperrt. Auch die Nockalmstraße ist aufgrund der Unwetter vom Sonntag unbefahrbar und gesperrt.

Mehrere Häuser und Straßenzüge wurden über- beziehungsweise unterschwemmt und sind teilweise zerstört. Personenschäden sind am Montag um 6.30 Uhr nicht bekannt: „Allerdings gibt es zahlreiche Stromausfälle in dem Bereich und die Innerkrems ist nicht erreichbar“, teilt die Kommandozentrale der Landesalarm- und Warnzentrale (LAWZ) auf Anfrage der Kleine Zeitung mit. Um 7 Uhr traf am Montag der Krisenstab im Feuerwehrhaus Kremsbrücke zur Lagebesprechung zusammen und koordinierte die weiteren Maßnahmen.

Lage in Innerkrems ungewiss

Montagmorgen bekamen wir ein erstes Foto aus der Innerkrems
Montagmorgen bekamen wir ein erstes Foto aus der Innerkrems © Gregor Rust

Walter Egger, Sprecher des Bezirksfeuerwehrkommandos Spittal/Drau, teilte nach der Krisenstabssitzung der Kleine Zeitung mit: „Heute in der Früh ist die Lage in Kremsbrücke so weit unter Kontrolle, dass sich der Bach wieder im Bachbett befindet. Es beginnen die Aufräumarbeiten mit schwerem Gerät. Aus der Innerkrems hat der Bach massives Geröll und Holz mitgeführt. Brücken und Ortschaft wurden so schwer vermurt, dass der Bach über die Ufer getreten ist und an mehreren Häusern, so auch beim Feuerwehrhaus, schwere Schäden verursacht hat. Erdgeschoße und Kellergeschoße stehen unter Wasser“. Auch nach dem Krisenstab bliebe die Situation in der Innerkrems ungewiss: „Auch dort gibt es schwere Schäden, aber es ist noch nicht ausreichend bekannt, wie die Lage ist.“ Das einzige Positive sei, es gibt keine Meldung über Verletzte, so Egger.

Derzeit werden Erkundungsflüge mit dem Hubschrauber geflogen.

Rund 110-130 Zentimeter Niederschlag je Quadratmeter hat es in der Innerkrems in kürzester Zeit gegeben. In der Nacht ist das Wetter Richtung Feldkirchen weitergezogen, aber die Auswirkungen für die betroffenen Bewohner der Gemeinde Kremsbrücke waren verheerend. Der Kremsbach hat in Kremsbrücke annähernd die Größe eines 30-jährlichen Hochwassers erreicht. Erst kurz nach Mitternacht ging der Pegelstand des Kremsbaches im Bereich Kremsbrücke deutlich zurück.

Rund 70 Feuerwehrleute standen Sonntagabend im Einsatz. Feuerwehr-Kommandant Sepp Glanzer appellierte an die Bevölkerung, sich vom Wasser fern zu halten und sich in Sicherheit zu bringen.

Die Grafik zeigt den enormen Anstieg des Kremsbachs bei Kremsbrücke
Die Grafik zeigt den enormen Anstieg des Kremsbachs bei Kremsbrücke © Hydrologischer Dienst, Land Kärnten

Innerkrems abgeschnitten

Noch schlimmer könnte die Lage, so Glanzer, in der Innerkrems sein: „Dort ging dieses gewaltige Gewitter direkt herunter. Wir hoffen das Beste, im Moment ist dort jedoch noch niemand erreichbar.“ Das bereitet auch dem Kremser Bürgermeister, Gottfried Kogler, Sorgen. Er erklärte Sonntagnacht gegen 22.15 Uhr: „Wir haben immer wieder versucht, Kontakt in die Innerkrems herzustellen - weiterhin ohne Erfolg.“ Die Funk- und Telefonverbindungen waren nicht möglich. Somit war die Einschätzung der Lage dort für die Einsatzleitung sehr schwierig. „Die Lage ist wirklich dramatisch, es hat sich keinesfalls gebessert“, sagt Kogler. Es regne zwar nicht mehr, das Wasser gehe aber gar nicht zurück. „Es ist alles unübersichtlich, über ein Schadensausmaß können wir überhaupt noch nicht sprechen.“

Gefährliche Lage in der Nacht

Laut dem Abschnittsfeuerwehrkommandanten Josef Heiss standen auch die Feuerwehren aus Eisentratten, Leoben, Gmünd und Rennweg über die Nacht im Einsatz: „Es sei in der Nacht absolut zu gefährlich gewesen sich zum Bach oder zur hochwasserführenden Lieser zu begeben. Viele Straßen sind auch mit Einsatzfahrzeugen nicht passierbar. Auch die Löschgruppe in der Innerkrems meldet, das viele Häuser, Brücken und Straße vom Hochwasser betroffen sind, aber die Situation bis zum Rückgang der Pegel abgewartet werden muss.“

170 Einsätze in Kärnten

Der Einsatzschwerpunkt lag wegen der Unwetter laut LAWZ im Bereich der Stadtgemeinde Feldkirchen und Umgebung. Zahlreiche Bäche führten binnen kürzester Zeit Hochwasser, Straßen und Keller wurden überflutet. Bäume stürzten um und blockierten Straßen. In Feldkirchen drohte die Tiebel auszuufern. Durch ein gezieltes Öffnen von Wehranlagen konnte eine Tiebelüberflutung verhindert werden. Die Einsatzkoordinierung in der Stadt Feldkirchen wurde durch die Florianstation übernommen.

Auf der Flattnitz gab es einen beginnenden Dachstuhlbrand. Ein Blitz führte vermutlich zu glosenden Dachstuhlteilen. Durch den Einsatz der Freiwilligen Feuerwehren Glödnitz und Metnitz konnte ein größerer Schaden verhindert werden.

Am Wörthersee rückten Feuerwehr gemeinsam mit der Wasserrettung aus, um ein losgerissenes Floss zu bergen. Personen kamen bei diesem Einsatz nicht zu schaden. Auch am Keutschacher See wurde ein Boot in Not mit Lichtzeichen gemeldet. Die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Wasserrettung konnten aber rasch Entwarnung geben. Das Boot erreichte selbst sicher das Ufer.

Vereinzelte Einsätze nach lokalen Gewitterzellen gab es auch in den Bezirken Spittal, Villach-Land, Klagenfurt-Land, St.Veit und Wolfsberg .In Summe verzeichnete der LAWZ Leistellenverbund rund 170 Einsätze bei welchen 71 Feuerwehren mit mehr als 640 Einsatzkräften mehrere Stunden im Einsatz standen.