Aurora borealis, das Polarlicht, ist ein besonderes „Geschenk“ der Sonne. Da der Sonnenwind außerhalb der Polarregionen nur selten tief in die Atmosphäre eindringen kann, sind Polarlichter in der gemäßigten Zone, also auch in Europa, meistens rot anstatt wie gewohnt grün. Und dieses Phänomen ist in Österreich gar nicht mehr so selten. In der Nacht auf Samstag leuchteten erneut prächtige Polarlichter und konnten auch in Kärnten und der Steiermark beobachtet werden. Auslöser war der stärkste Sonnensturm seit November 2003. „Wir haben die Ankunftszeit dieses Mal gut vorhergesagt“, sagt Christian Möstl, Leiter des Weltraumwetterbüros der Geosphere Austria.

Der Experte für Sonnenstürme und Polarlichter ließ es sich natürlich nicht nehmen, das magische Spektakel in der Nacht auf Samstag selbst mitzuerleben. „Ich war bis drei Uhr in der Früh im Burgenland“, erzählt Möstl. Los ging es gegen 22 Uhr. Die Polarlichter waren in vier „Wellen“ bis nach vier Uhr in der Früh zu sehen. Auch in der Nacht auf Sonntag konnte das Naturschauspiel vereinzelt beobachtet werden. So etwa im Bereich Großglockner, Bad Kleinkirchheim und am Falkert. Die magischen Momente waren in geballter Form auch der Plattform foto-webcam.eu zu sehen.

Aktuell erreicht die Sonne das Maximum ihres elfjährigen magnetischen Zyklus. Seit Mittwoch wurden sechs Eruptionen gezählt, die zur Erde gerichtet waren. Die Sonnenaktivität und damit auch die Wahrscheinlichkeit für Sonnenstürme hängen mit der Häufigkeit von Sonnenflecken zusammen. Deren Zahl ist nach Daten der US-Atmosphärenbehörde Noaa (National Oceanic and Atmospheric Administration) derzeit so hoch wie seit 20 Jahren nicht mehr. „2024 und 2025 erwarten wir das Maximum – es wird also mehr Sonnenstürme geben und stärkere Phänomene. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir Polarlichter erleben, steigt damit“, so Möstl.

Vorhersagbar ist laut dem Experten nur der Sonnensturm, der auf die Erde trifft; nicht, dass er so ins Magnetfeld des Planeten eindringt, um auch Sauerstoff- oder Stickstoffmoleküle zum Leuchten zu bringen. Bis zu 40 Sonnenstürme treffen im Sonnenfleckenmaximum pro Jahr auf die Erde. Ungefähr zehn Prozent hätten das Potenzial, dass man Polarlichter auch in Österreich zu sehen bekommt.

„Etwas ganz Großes“

Der aktuelle Sonnensturm wird laut Wetter- und Ozeanografiebehörde Noaa voraussichtlich über das Wochenende anhalten. Es wird vor Störungen gewarnt. GPS, Stromnetze, Raumschiffe, Satellitennavigation und andere Technologien könnten beeinträchtigt werden, teilte die Noaa mit. Die Behörden informierten Betreiber von Satelliten und Stromnetzen sowie Fluggesellschaften, um Vorsichtsmaßnahmen für mögliche Störungen zu ergreifen.

Einer, der das Spektakel am Wochenende mit seiner Kamera „eingefangen“ hat, ist der Kärntner Fotograf Daniel Gollner. Dafür war er in der Nacht auf Samstag von 22 bis 2 Uhr auf dem Dobratsch, dem Villacher Hausberg: „Wenn man sieht, wie der Himmel in den verschiedensten Farben zu leuchten beginnt und sich die Lichter bewegen, dann ist das ganz etwas Großes. Ich hätte mir nie gedacht, dass mich das so berühren würde.“