Im Rosental alarmierte ein Wanderer am Montagabend die Polizei, da er glaubte, sich in der Nähe eines heulenden Wolfsrudels zu befinden. Die Einsatzkräfte konnten letztlich keine Tiere entdecken, auf der Saualpe musste ein Jäger vor Kurzem allerdings wirklich ein Rudel mit Warnschüssen verscheuchen. Ende Oktober wurden Wölfe sogar in einem Wohngebiet bei Villach gesehen. Die Sichtungen häufen sich, die Unsicherheit vieler steigt. Doch was tut man, wenn das Wildtier plötzlich vor einem steht?
Roman Kirnbauer, Sachverständiger des Landes Kärnten für Jagd und Wildökologie, rät, auf sich aufmerksam zu machen, sollte es wirklich zu einer Sichtung kommen – die zwar grundsätzlich unwahrscheinlich sei, aber „die Chance, einem Wolf zu begegnen, ist auf jeden Fall höher als bei einem Bären“. Hier gilt: Stehen bleiben und ruhig verhalten. Im Normalfall zieht sich der Wolf von selbst zurück.
Groß machen und anschreien
Falls nicht: Laut sprechen und kräftig in die Hände klatschen, unter Blickkontakt langsam rückwärts weggehen. Sollte der Wolf wider Erwarten folgen, stehen bleiben und versuchen, ihn einzuschüchtern, sich großmachen und ihn lautstark anschreien.
Riskanter könnte die Situation sein, falls man einen Hund an der Leine mit sich führt. Dieser kann für das Tier interessant sein. „Da könnte es passieren, dass der Wolf den Hund für eine Bedrohung oder aber für einen Gefährten hält und sich nicht so leicht verscheuchen lässt“, sagt Kirnbauer. Aber auch diese Wahrscheinlichkeit sei sehr, sehr gering.
Nicht anfüttern!
Was man bei jedem Wildtier unbedingt unterlassen sollte, ist der Versuch, seine Jause zu teilen. „Die Tiere bitte auf keinen Fall anfüttern und schon gar nicht regelmäßig“, warnt der Experte. Dies gilt insbesondere, wenn sich Wölfe Siedlungsgebieten nähern. Eine potenzielle Futterquelle würde sie erst recht anlocken.
Und wie sieht es bei Bären aus? „Es ist extrem unwahrscheinlich, einem Bären bei einer Wanderung zu begegnen“, sagt Kirnbauer. „Da muss man schon gegen den Wind stehen und ziemlich leise unterwegs sein, sonst riecht und hört der Bär den Menschen, lange bevor wir ihn sehen.“ Doch was, wenn der Wind einmal ungünstig für Meister Petz beziehungsweise für einen selbst als Wanderer steht? Kirnbauer: „Sollten Sie wirklich einen Bären sehen, machen Sie auf sich aufmerksam, in der Regel wird das Tier dann weglaufen.“
Dass dies die Regel ist, zu der es trotzdem Ausnahmen gibt, beweist der Fall eines getöteten Joggers in Italien oder jener, der vor ein paar Jahren durch ein Video Aufmerksamkeit erlangte. Auch dieses wurde in Norditalien aufgenommen. Darauf zu sehen: ein Bub, hinter ihm ein scheinbar neugieriger Bär. „Das war wohl jugendlicher Leichtsinn des Tieres“, mutmaßt der Experte. Aber auch in dem Fall ließ sich der Bär letzten Endes durch einen lauten Pfiff vertreiben. Was man jedenfalls vermeiden sollte, ist es, wegzulaufen. Kirnbauer: „Lieber langsam rückwärts gehen, sonst könnte er schon neugierig werden.“
Spuren des Bären
Hinweise darauf, dass Meister Petz vor Kurzem den gleichen Weg genommen hat wie man selbst, seien schwer zu erkennen. „Da braucht man ein sehr gutes Auge und Erfahrung. In den klassischen Gebieten wie in den Karawanken oder Julischen Alpen findet man oft Schilder, die auf das Bärengebiet hinweisen“, erklärt Kirnbauer.