Der Befund ist nicht überraschend und doch dramatisch: Die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre ist im Vorjahr abermals auf einen neuen Höchstwert gestiegen und hielt im Jahresschnitt bei 420 ppm („parts per million“, übersetzt: Millionstelteile). Das zeigt das am Montagvormittag veröffentlichte „Greenhouse Gas Bulletin“ der Weltwetterorganisation WMO. Auch bei den anderen Treibhausgasen menschlichen Ursprungs wie Methan und Lachgas gab es demnach deutliche Anstiege. Hauptgründe sind das Verbrennen fossiler Energieträger und die Entwaldung, die den Treibhausgasausstoß im Vorjahr um 1,3 Prozent auf 57,1 Milliarden Tonnen CO₂-Äquivalent klettern haben lassen.
Je mehr die Lufthülle des Planeten mit klimawirksamen Gasen angereichert wird, desto weiter steigen die mittleren Temperaturen. Um den Erhitzungstrend zu stoppen, müssten die Emissionen rasch sinken und danach größtenteils zum Erliegen kommen. „Jeder zusätzliche Millionstelteil an Treibhausgaskonzentration, jeder Zehntelgrad weiterer Erwärmung hat Auswirkungen auf unser Leben und unseren Planeten“, sagt WMO-Generalsekretärin Celeste Saulo. Über die vergangenen 20 Jahre ist die Konzentration an Kohlendioxid in der Lufthülle um 11,4 Prozent (42,9 ppm) angestiegen.
Reduktionszusagen zu gering
Eine entsprechende Trendwende zeichnet sich vorerst nicht ab. Halten sich alle Staaten an ihre bislang bei der UNO eingebrachten Zusagen, würde der weltweite Treibhausgasausstoß in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts zwar erstmals zu fallen beginnen. Allerdings vorerst nur minimal, wie eine ebenfalls am Montag veröffentlichte Auswertung der Vereinten Nationen zeigt. Demnach wäre bis 2030 mit einem Rückgang der globalen Emissionen um 2,6 Prozent unter den Stand von 2019 zu rechnen – ein nur hauchdünn besserer Wert als noch im Vorjahr. „Die derzeitigen nationalen Klimapläne greifen bei Weitem zu kurz, um zu verhindern, dass die globale Erhitzung unsere Wirtschaftssysteme lähmt und die Lebensgrundlagen von Milliarden zerstört“, sagt Simon Stiell, Exekutivsekretär des UN-Klimarahmenkonvention.
Bei der in zwei Wochen startenden 29. UN-Klimakonferenz in Baku werden die Staaten neuerlich aufgerufen, bis Februar 2025 neue und stärkere Zusagen zur Emissionssenkung (NDCs) vorzulegen. „Diese nächste Runde an Klimaplänen muss einen dramatischen Schritt vorwärts bringen“, sagt Stiell. Laut Weltklimarat IPCC müssten die weltweiten Treibhausgasemissionen bis 2030 um 43 Prozent sinken, um das Ziel von maximal 1,5 Grad Erwärmung noch in Reichweite zu halten. Der bisherige Kurs deutet allerdings eher auf einen Hitzeschub von mehr als 3 Grad bis Ende des Jahrhunderts hin.