Als „sehr wahrscheinlich“ stuft es der EU-Klimadienst Copernicus ein, dass das heurige Jahr das weltweit heißeste jemals registrierte wird und sogar das bisherige Rekordjahr 2023 noch einmal in den Schatten stellt. Die Welt steht damit am Rande des Überschreitens des Grenzwerts von 1,5 Grad globaler Erwärmung im Vergleich zu vorindustriellem Niveau, auf den sich die Staatengemeinschaft 2015 in Paris geeinigt hatte. Und wie es derzeit aussieht, wird das Rennen nicht einmal knapp.

Denn etwas mehr als zwei Wochen vor dem Start der 8. Nachfolgekonferenz des denkwürdigen UN-Klimagipfels in der französischen Hauptstadt, diesmal abgehalten im aserbaidschanischen Baku, liegen neue UN-Berechnungen vor, wo die Welt bei der Einhaltung der damals auferlegten Selbstverpflichtung steht. Eines der Ergebnisse des „Emissions Gap Reports“ des UN-Umweltprogramms UNEP: Bei Fortschreibung der derzeitigen Politik dürfte die globale Erhitzung bis Ende des Jahrhunderts auf 3,1 Grad Celsius ansteigen. Forscher gehen für diesen Fall von katastrophenhaften Klimaverhältnissen auf großen Teilen des Planeten aus.

Massive Wende ist erforderlich

Doch auch wenn die Staaten sämtliche bisher eingebrachten Klimaversprechungen für die kommenden Jahre auf Punkt und Beistrich einhalten, steigen die Temperaturen bis 2100 im Mittel um 2,6 bis 2,8 Grad in die Höhe. Zu groß ist nach wie vor der weltweite Treibhausgasausstoß, der im Vorjahr um 1,3 Prozent auf 57,1 Milliarden Tonnen CO₂-Äquivalent geklettert ist. Um das 1,5-Grad-Ziel noch zu erreichen, müssten die weltweiten Emissionen laut dem Report bis 2030 um 42 Prozent und bis 2035 um insgesamt 57 Prozent zurückgehen. „Das geht nur mit einer globalen Mobilisierung, wie wir sie noch nie gesehen haben“, sagt UNEP-Direktorin Inger Andersen.

Bislang ist davon wenig zu sehen. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre auf den höchsten Stand der vergangenen drei Millionen Jahre gestiegen. Grund ist das massenhafte Verbrennen von Erdöl, Kohle und Gas. Bezieht man auch die menschenverursachten Methanemissionen mit ein, stieg die Treibhausgaskonzentration innerhalb der letzten 100 Jahre sogar höher als jemals zuvor in den vergangenen 15 Millionen Jahren, zeigen jüngste Forschungsberichte. Zur Einordnung: Eine dauerhaft sesshafte Menschheit gibt es auf dem Planeten erst seit rund 12.000 Jahren.