Seit Tagen kämpft Griechenland in einer aussichtslosen Schlacht gegen die Hitzewelle. 43 Grad und kein Ende in Sicht, die Temperaturen erreichen dieser Tage Rekordhöhen. Für die Bevölkerung wird die Situation von Tag zu Tag schwieriger und anstrengender. Auch der Tourismus könnte nachhaltig leiden.
Rettungskräfte am Anschlag
„Es ist wirklich sehr herausfordernd hier“, sagt die österreichische Botschafterin in Griechenland, Gerda Vogl, zur Kleinen Zeitung. Die Suche nach Abkühlung ist in der Hauptstadt fast aussichtslos. Athen ist am Anschlag. Nur kleine Bäume zieren die Stadt, alte Gebäude dominieren – die Akropolis ist bereits – wegen der Hitze – zwischen 12 und 17 Uhr geschlossen, Essenslieferdienste sind eingestellt. „Ich schlafe jetzt bei 35 Grad – das ist nicht erholsam“, sagt Vogl. Die Bevölkerung leidet. „Die Rettungskräfte sind ausgelastet, seit Juni soll es allein in Athen 50 Hitzschlag-Fälle gegeben haben, ein britischer Journalist ist gestorben“, erzählt die Diplomatin. Ein Einzelfall ist Griechenland nicht. Auch an der Adriaküste – in Kroatien und Italien – überschreiten die Temperaturen die 40-Grad-Marke.
Wegen der hinzukommenden Trockenheit befürchtet man in Griechenland derzeit das Schlimmste. Die Bilder aus dem Vorjahr, als Waldbrände die Insel Rhodos verwüsteten, sind noch präsent. Die Schäden sind teilweise noch heute sichtbar, die Erinnerungen bleiben. 19.000 Urlauber mussten damals evakuiert werden, beim Absturz eines Canadair-Löschflugzeugs bei Karystos starben zwei griechische Piloten, ein Hotel brannte völlig nieder.
Dieses Jahr hofft man auf die verbesserte Infrastruktur. Seit Beginn des Sommers zählten die Feuerwehren mehr als 2000 Waldbrände. Im Juni 2024 gab es dreimal so viele Brände wie im Juni 2023, berichtet das griechische Ministerium für Zivilschutz, große Schäden gab es zum Glück nicht. Auch, weil man aus den Fehlern des Vorjahres gelernt hat und die Rettungskette effizienter arbeitet. Die Politik ist dennoch besorgt: „Ich möchte klarstellen: Das Schwierigste liegt noch vor uns“, sagt der griechische Ministerpräsident Mitsotakis.
Verheerender als die Spuren der Waldbrände seien aber die Folgen des Sturms Daniel, der im September 2023 über Griechenland fegte, so Vogl. Zwei steirische Urlauber starben damals in den Fluten, das kleine Vlochos ist seither eine Geisterstadt. „Hier kann niemand mehr leben, von den 230 Häusern im Ort sind nur noch zehn vereinzelt bewohnt“, sagt Vogl.
Der Tourismus spürt einstweilen die Hitze noch nicht. „Wenn man am Strand liegt, ist ein Grad mehr oder weniger fast egal“, sagt der Tourismus- und Freizeitforscher Peter Zellmann. Griechenland steht bei den österreichischen Urlaubern derzeit noch hoch im Kurs. Doch nichts ist für die Ewigkeit. „Es ist natürlich nicht auszuschließen, dass sich in einigen Jahren, wenn die Temperaturen unerträglich werden, der Tourismus langsam aus dem Mittelmeerraum verlagert“, sagt Zellmann.
Vogl will beruhigen. Am Meer sei die Situation besser, dort sei es gefühlt zehn Grad kälter. Die Küsten werden vermehrt zu Zufluchtsorten, für Touristen, aber auch für Einheimische.