Der Sommer hat gefühlt erst so richtig Fahrt aufgenommen, doch scheint es seit Wochen fast täglich Meldungen über schwere Gewitter oder Unwetter in Österreich zu geben. Erst in der Nacht auf Mittwoch suchten heftige Unwetter die Obersteiermark heim. Der Eindruck täusche nicht, bestätigt auch Marc Olefs, Leiter des Departments Klima-Folgen-Forschung an der Geosphere Austria, am Mittwochabend in der ZiB 2 mit Armin Wolf.
Die wissenschaftlichen Daten, die Olefs im Gepäck hatte, sprechen für sich. „Wir beobachten in unseren Messdaten in Österreich, dass kurzfristige Starkregenereignisse seit den 80er Jahren um 15 Prozent zugenommen haben. Auch weil die Temperatur gleichzeitig seit vorindustrieller Zeit um 3 Grad zugenommen hat.“ Gleichzeitig gebe es mehr Tage mit starken bis extremen Niederschlagsmengen. Im Vergleich nehmen Tage mit schwachen Niederschlagsmengen kontinuierlich ab, so der Wissenschaftler. Auch die Beigleiterscheinungen veränderten sich laut Olefs, so werden etwa Hagelkörner größer und die Blitzaktivität im Alpenraum nimmt zu.
Hitze als große Herausforderung auch für Alpenraum
Die Herausforderung ist laut Olefs aber nicht nur die Gefährdung durch Unwetter, sondern ganz besonders die zunehmende Hitze. Jährlich sterben in Österreich mehr Menschen an den Folgen der Hitze als durch Verkehrsunfälle, erklärte Olefs. Von den hitzebedingten Auswirkungen sei vor allem das österreichische Tiefland betroffen. Auch in den Alpen habe dies schwerwiegende Folgen. Das Auftauen des Permafrostbodens mache zum Beispiel das Gestein brüchiger und markante Felsstürze nehmen zu. „Mit den Folgen des Klimawandels müssen wir leben, es gibt kein Zurück mehr auf einen früheren Stand, wir können nur mehr versuchen, das aktuelle Niveau zu halten“, betont der Wissenschaftler.
Auch wenn die Zahl der extremen Unwetterereignisse in den vergangenen 40 Jahren stark zugenommen hat, gilt dies nicht für die dadurch verursachten Schäden, wie Armin Wolf in der ZiB 2 aufbrachte. Das bestätigte der Klimaforscher. Rund 40 Millionen Euro pro Jahr kosten die durch Unwetter verursachten Schäden in Österreich. Der Wert habe sich, wie auch die Österreichische Hagelversicherung sagt, trotzdem nicht erhöht. „Durch Unwetter nehmen zwar die Gefährdungen in ganz Europa zu, aber die Verletzlichkeit ist geringer geworden, z. B. durch Verbauungs- oder Schutzmaßnahmen“, so Olefs. Das habe auch eine Studie, die Geosphere Austria zusammen mit der Boku Wien zu Wildbach- und Lawinenverbauen bei Murenabgänge analysiert hat, ergeben. Durch die Verbauungs- und Schutzmaßnahmen könnten die Folgen deutlich verringert werden.
Das Problem sei laut Olefs, dass die Gefährdungen durch Unwetter dank der Zunahme der Treibhausgasemissionen aber weiter steigen werden. Ziel müsse es daher sein, die Schutzmaßnahmen zu erhöhen, um das Schadensniveau so gering wie möglich zu halten. „Letztlich müssen wir aber das Problem an der Wurzel packen und die fossilen Energieträger auf null fahren“, mahnt der Wissenschaftler an.