Intakte und vitale Ortskerne sind Lebensmittelpunkte und Visitenkarten jeder Region. Immer mehr Gemeindezentren sind jedoch vom Aussterben und Leerstand bedroht. Das Leben verlagert sich immer mehr an die Ortsränder. Der zentrumsnahe Einzelhandel gerät zunehmend durch Handelszentren in der Peripherie aber auch durch den Onlinehandel unter Druck.

Immer mehr Menschen, vor allem junge, verlassen ihre Heimatorte, oder ziehen an die Peripherie. „Für die Ortskerne selbst hat das zur Folge, dass weniger Menschen die zentrumsnahe Infrastruktur nutzen“, erklärt Gustav Spener, Präsident der Ziviltechniker-Kammer für Steiermark und Kärnten. Qualitätsvolle, wohnortnahe Versorgung mit Handels- und Dienstleistungen, Gesundheits- und Gastronomieangeboten sowie mit Freizeit- und Kultureinrichtungen seien daher wichtige Standortfaktoren für jede Gemeinde im Wettbewerb um Bevölkerung und Arbeitskräfte. 


„Leer stehende Gewerbeflächen wirken sich unattraktiv auf das Wohnungsangebot aber auch auf die Immobilien im Umfeld aus“, sagt der Experte. Und fehlende Mieteinnahmen hätten wiederum weniger Investitionen zur Folge und würden so vielfach zu weiterem Leerstand führen. „Haben diese Fehlentwicklungen einmal begonnen, ist es fünf vor zwölf, um dagegen anzukämpfen.“

„Leerstand kann auch als Chance begriffen werden. Nichts ist ökologisch sinnvoller als die Nutzung des Bestandes. Ein Neubau verliert in der Regel das Rennen gegenüber einer Revitalisierung“, sagt Rainer Wührer, stellvertretender Vorsitzender der Sektion Architekten in der Ziviltechniker-Kammer. 

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Ein Beispiel für gelungene Ortskernentwicklung in der Steiermark ist die Gemeinde Knittelfeld. Hier wurde unter dem Titel „Gestalten wir Zukunft“ schon 2014 vom damaligen Bürgermeister Gerald Schmid damit begonnen, an einer Zukunftsstrategie für den Ort zu arbeiten. Von Anfang an in die Planungen miteingebunden war der Architekt Günter Reissner von der Grazer Interplan ZT GmbH. „Bei dem Bürgerbeteiligungsverfahren ist herausgekommen, dass den Bürgern am wichtigsten die Gestaltung der Innenstadt ist“, erzählt Reissner.

Es ist eine innerstädtische Begegnungszone entstanden
Es ist eine innerstädtische Begegnungszone entstanden © KK


Im Vorjahr hat der amtierende Bürgermeister Harald Bergmann dann außerdem das Stadtentwicklungskonzept 2.0 ins Leben gerufen. Bereits völlig umgestaltet ist der Hauptplatz von Knittelfeld. „Es ist eine innerstädtische Begegnungszone entstanden“, sagt Reissner. Die Gemeinde kümmere sich außerdem um die Revitalisierung von Gebäuden, welche aus der Nutzung gefallen seien. Ein solches Haus ist ein ehemaliges Kaufhaus, ein Stahlbetongebäude, welches 20 Jahre leer gestanden habe, und wo jetzt auf einer Ebene Geschäfte und darüber Wohnungen entstehen.

Das ehemalige Bezirksgericht, so Reissner, sei zum Haus der Gemeinde
umgebaut worden, und ein Gebäude, bei welchem er selbst die Konzeption übernommen habe, sei das Haus der Vereine, in welchem insgesamt 18 davon untergebracht seien. „Das Wesentlichste ist es, die Zentren lebendig zu machen, und zu revitalisieren“, sagt Reissner.