Wohnen ist nicht einfach nur ein Konsumgut oder Investitionsobjekt. Wohnen ist allem voran ein Grundbedürfnis und Grundrecht jedes Menschen“, sagt die Kärntner Architektin Sonja Gasparin. Und wie die politischen und planerischen Rahmenbedingungen geschaffen werden, sei wesentlich dafür, wie wir als Gesellschaft zusammenleben.
Eine immer größere Herausforderung in dem Zusammenhang stelle für die Städte in Kärnten der Zuzug in die Ballungsräume dar. Und in dem Umfeld versuchen Zivilingenieure und Architekten möglichst viel für die Bewohner der Städte zu erreichen. Dafür sei die Kammer der Ziviltechniker ständig in Kontakt mit Gemeinden, der Landesregierung aber auch mit Bauträgern. „Außenräume müssen so gestaltet sein, dass die Menschen ausreichend konsumfreie Zonen, Grünflächen und Erholungsräume haben“, sagt Barbara Frediani-Gasser, Vizepräsidentin der Ziviltechnikerkammer.
Qualitätsvolle Wohnquartiere, wie sie zunehmend entstehen, sollten daher im Vordergrund stehen. Eine übergeordnete Planung sei dabei wesentlich. „Man muss sich genau anschauen, was rundherum stattfindet. Dabei muss auch von Anfang an die öffentliche und individuelle Mobilität mitgedacht werden. Im Nachhinein sind solche Dinge oft schwer zu reparieren“, erklärt Gasparin.
Nachverdichten und Bestehendes sanieren anstatt Boden neu zu versiegeln habe Priorität. Unter dem Stichwort „Zubetonieren“, so Frediani-Gassser, werde die öffentliche Debatte im Spannungsfeld zwischen notwendiger Nachverdichtung, Flächenversiegelung an der Peripherie und Wohnen als Investitionsobjekt zurzeit aber sehr emotional geführt. Die Ziviltechnikerkammer sieht es als ihre Aufgabe, zu einer sachlichen Diskussion beizutragen, qualitätsvolle Lösungsansätze zu entwickeln und die Bauprojekte von der Grundlagenermittlung über die Planung bis zur Umsetzung zu begleiten.
„Um die beste Lösung zu finden, ist es sinnvoll, auch im Wohnbau Wettbewerbe stattfinden zu lassen“, sagt Frediani-Gasser. Der schlechteste Wohnbau sei der durch Monotonie gekennzeichnete. „Es ist deshalb vor allem in den Städten wichtig, Monotonie zu vermeiden“, sagt Gasparin. Meisterhäuser von der Stange seien ebenfalls nicht wünschenswert. „Lebendige Lebensräume sind diverse Lebensräume.“
Projekte im Bereich des Wohnbaus würden unter anderem auch durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Planern der unterschiedlichsten
Fachbereiche wie der Architektur, der Tragwerks- und Verkehrsplanung sowie der Freiraumgestaltung zum Erfolg.