Eine zentrale Überlegung beim Hausbau heute ist, wie dieses am optimalsten geheizt und gekühlt werden kann. Und eine sehr effiziente und umweltschonende aber noch nicht weit verbreitete erneuerbare Energiequelle ist Grundwasser. Es weist das ganze Jahr über eine Temperatur von 8 bis 13 Grad auf und ist als Wärmequelle bestens geeignet. Die Energiegewinnung erfolgt mittels einer Wärmepumpenanlage. Entnahme und Rückgabe (Versickerung) des Grundwassers passieren je nach Grundwassertiefe über einen Schacht oder Brunnen. Zum Einsatz kommt diese Art der Energiegewinnung seit einigen Jahren vermehrt auch im gewerblichen Bereich. Und wie beim Häuslbauer ist es für Unternehmen eine ganz einfache Kosten-Nutzen-Rechnung.
„Die Anschaffung der Wasser-Wärmepumpe ist zwar etwas teurer, im jährlichen Betrieb lassen sich die Kosten aber deutlich reduzieren“, erklärt Walter Semlitsch von der planconsort ztgmbh in Leibnitz. Generell liege damit der Vorteil gegenüber herkömmlichen Heizsystemen wie Öl, Strom, Gas, Fernwärme oder Pellets vor allem in den extrem niedrigen Betriebskosten. Auf 20 Jahre gerechnet könnten so Kosteneinsparungen von 60 bis 70 Prozent erzielt werden. Für den einzelnen Häuslbauer, öffentliche Gebäude oder ein Unternehmen ist das ein wesentlicher Punkt, private Bauträger sehen das aber zum Teil anders, so Semlitsch. Hier würden kostengünstigere Investitionsmöglichkeiten stärker in den Fokus rücken. Trotzdem gebe es aber auch welche, die auf den nachhaltigen Betrieb der Anlagen Wert legen, so der Experte. Und er führt einige Beispiele in der Steiermark an, wo im Zuge von Bau oder Sanierung auf die Grundwasserwärmenutzung zurückgegriffen wurde. So wurde beispielsweise die Wohnanlage in Leitring mit einer Wärmepumpe ausgestattet, ebenso wie der Ankerpunkt in Tillmitsch. Und auch das Ärzteund Dienstleistungszentrum Kindermannzentrum in Leibnitz nutzt diese effiziente erneuerbare Energiequelle. Beim Kindergarten Gralla wurde im Sinne der Ökologie ebenfalls auf die Energiegewinnung aus Grundwasser gesetzt, so Semlitsch. Die öffentliche Hand komme so der Verantwortung gegenüber der Umwelt nach. Und auch für immer mehr Einfamilienhäuser und Gewerbebetriebe würde die Planung eines solchen Heizsystems angefragt.
„Die CO2-arme Energienutzung von Grundwasser für Heizung und Kühlung gewinnt sowohl wirtschaftlich als auch aus Klimaschutzgründen durch den Ersatz von fossilen Energieträgern zunehmend an Bedeutung“, sagt auch Gustav Spener, der neue Präsident der Kammer der Ziviltechniker für Steiermark und Kärnten. Entsprechend müsse sie auch bei der Planung neuer Gebäude und der Sanierung bestehender zunehmend stärker berücksichtig werden. Die Errichtungskosten für die Brunnen seien zwar etwas höher, ein hoher Grundwasserspiegel beziehungsweise eine geringe Brunnentiefe würden sich aber positiv auf die Investition auswirken. Mit einer Grundwasserentnahme von 0,5-1 Sekundenliter kann ein Einfamilienhaus völlig autark geheizt und gekühlt sowie Warmwasser aufbereitet werden. Für die Heizung und Kühlung von Industrie- und Gewerbebetrieben sowie Wohnsiedlungen und öffentliche Bauten sind Grundwasserentnahmen von zum Teil weit über 10 Liter pro Sekunde erforderlich.
Um zu vermeiden, dass es zu einer konkurrierenden Grundwassernutzung kommt, ist eine entsprechende Planung und Dimensionierung erforderlich. Außerdem bedarf es einer wasserrechtlichen Bewilligung. Und bei diesen Dingen kommen die Ziviltechniker ins Spiel. Projekt und Ansuchen müssen bei der zuständigen Behörde eingereicht werden. Neben einem technischen Bericht sowie diversen Anlageplänen muss auch ein hydrologisches Gutachten mit Angaben über Boden- und Grundwasserverhältnisse, Brunnenleistung und mögliche Auswirkungen auf Rechte anderer beigefügt werden. „Das vorhandene thermische Potenzial von Grundwasser ist noch lange nicht ausgeschöpft“, sagt Kammerpräsident Spener.