Das Themenfrühstück mit den fünf obersteirischen Immobilienprofis findet in einem lauschigen Gastgarten neben der gerade Hochwasser führenden Mürz statt. Natürlich ist das gleich das erste Thema in der Runde. Auch wenn der Klimawandel und seine Auswirkungen in der Branche derzeit noch keine große Rolle zu spielen scheinen, wird bei gewissen Gegenden doch genauer nachgefragt, wie Robert Jungbauer von Jungbauer KG erläutert: „Wo ein Bach oder Fluss in der Nähe ist, sind die Leute schon vorsichtig geworden. Da ist es dann wichtig, alle Unterlagen über Gefahrenzonen vorzubereiten und dem Kunden auch vorzulegen.“ Und Klaus Sommerauer von Sommerauer Immobilien weiß, dass auch die Gemeinden heutzutage viel strikter sind, was Widmungen betrifft, als vor einigen Jahren noch.
Andere Effekte des Klimawandels sind allerdings noch kaum Thema bei den Interessenten. „Derzeit kann man noch nicht wirklich von einer starken Nachfrage von Klimaanlagen sprechen. Aber für die Zukunft, vor allem, wenn die Sommer immer heißer werden, kann ich mir das schon sehr gut vorstellen“, meint etwa Gabriele Kram von Jungbauer KG. Für Klaus Sommerauer sind Klimaanlagen vor allem bei hochwertigen Immobilien ein Thema. „Es ist eine Frage der Lebensqualität, wie beim Swimmingpool. Wenn ich die Klimaanlage 30 bis 40 Tage im Jahr nutzen kann, dann zahlt sich das schon aus.“ Was sehr wohl spürbar ist, ist der Trend zum nachhaltigen Bauen, vor allem in Massivholzbauweise, wobei „der HWB-Wert eigentlich nicht großartig interessiert, sondern eher als Verhandlungsargument von den Kunden genutzt wird“, wie Silvia Brunn von s REAL Immobilien weiß.
Eine Immobilie in der Region ist nach wie vor durchaus leistbar. „Durch das derzeit herrschende Niedrigzinsniveau ist die Finanzierung für viele Kunden besonders attraktiv“, erklärt Markus Letonja von s REAL Immobilien. Und seine Kollegin Silvia Brunn ergänzt: „Ab 200.000 Euro ist da so ein Schnitt. Bis dahin ist die Immobilie für die Kunden gut finanzierbar. Deshalb sind derzeit auch gebrauchte Häuser so um die 150.000 Euro gefragt, da bleibt dann noch ein gewisser Spielraum für Renovierungen.“ Das sehen auch die anderen Immobilienexperten ähnlich, wobei betont wird, dass auch die Wohnqualität eine große Rolle spielt: „Balkon, Lift – das muss schon sein. Auch die Infrastruktur ist wichtig, es muss aber nicht direkt im Zentrum von Kapfenberg, Bruck oder Leoben sein. Eher in der Peripherie, im Grünen – eben von allem etwas“, so Gabriele Kram. Ja, es ist die Lage, die oft den Ausschlag gibt: „In den Seitentälern ist schon ein Preisverfall zu spüren. Ein Haus, das wir in der Umgebung von Kapfenberg um 180.000 Euro verkaufen würden, erzielt in Turnau um 110.000 Euro. Dabei ist das nur eine Viertelstunde Fahrzeit entfernt“, so Robert Jungbauer.
In Leoben hingegen konzentriert sich der Markt sehr stark auf die Studenten, wie Markus Letonja betont: „Es wird sehr viel an Studentenwohnungen gebaut und dabei auf Familien mit Kindern vergessen. Da bleiben nur Angebote im Mietkauf übrig, und das ist nicht für alle interessant.“ Auch Klaus Sommerauer sieht noch einiges an Potenzial: „Durch die vielen Facharbeiter etwa bei voestalpine und Böhler ist bei uns das Lohnniveau insgesamt sehr gut. Nachfrage und Kaufkraft sind also vorhanden. Was fehlt, sind die passenden Angebote. Wann immer in den letzten Jahren frei finanzierte Wohnprojekte umgesetzt worden sind, war in kürzester Zeit alles verkauft“. Und er ergänzt: „Wir sollen hier in Kapfenberg ja das modernste Stahlwerk der Welt bekommen. Da brauchen wir auch ein entsprechendes Wohnangebot. Und das können wir im Moment einfach noch nicht bieten. Bei rund 14.000Arbeitsplätzen, die wir in Kapfenberg haben, werden rund 7300 von Pendlern besetzt. Ich bin überzeugt davon, dass sich viele mit einem besseren Wohnangebot und auch entsprechender Infrastruktur hier ansiedeln würden. Das wäre ein Gewinn für die Region.“