Lange gab es für die Preise von Immobilien in Österreich nur eine Richtung: Nach oben. Im ersten Halbjahr 2024 sind die Kaufpreise für Einfamilienhäuser laut einer Studie des Maklerunternehmens Remax, unter Berufung auf Kaufverträge im Grundbuch, hingegen bundesweit um 5,9 Prozent gesunken. Der durchschnittliche Preis in Österreich lag demnach bei 329.829 Euro gegenüber 350.473 im Vorjahreszeitraum.
Berücksichtigt man die Inflation, die bei den Gehältern und Löhnen großteils ausgeglichen wurde, ist die Leistbarkeit zuletzt wieder gestiegen. Im Vergleich zu 2022 seien Einfamilienhäuser im Schnitt real um rund 55.000 Euro günstiger.
2021 mehr Häuser verkauft als 2024
Im Zusammenspiel mit fallenden Zinsen sind damit von Marktseite eigentlich gute Konditionen für Käuferinnen und Käufer von Immobilien geschaffen. Allerdings ist das Volumen der verkauften Einfamilienhäuser zurückgegangen. Im Jahr 2021 sind bundesweit im ersten Halbjahr noch 4763 Häuser verbüchert worden, 2024 hingegen lediglich 3840. In der Steiermark sind die Verbücherungen mit einem Minus von einem Prozent nur leicht gesunken, in Kärnten fielen diese hingegen österreichweit am stärksten um 21,9 Prozent. Aber warum ist das so?
Finanzierung von Immobilien weiterhin schwierig
Grund dafür ist die weiterhin schwierige Kreditvergabe – Stichwort KIM-Verordnung. Insbesondere für junge Familien bleibt damit die Finanzierung eines Eigenheims eine große Herausforderung, kritisiert der Managing Director von Remax Austria Bernhard Reikersdorfer: „Der Traum vom Einfamilienhaus rückt aufgrund der aktuellen Entwicklungen wieder für mehr Menschen in greifbare Nähe. Trotzdem müssen die Kreditvergaberichtlinien angepasst werden. Die derzeitige Regelung stellt selbst Besserverdiener vor oft unüberwindbare Hürden, um sich in jungen Jahren Eigentum zu schaffen und verknappt damit unnötig den Markt in der leichter leistbaren unteren und mittleren Preiskategorie.“
Die Aussichten für die Preisentwicklungen sind aus der Perspektive von Käuferinnen und Käufern laut Reikersdorfer eher weniger rosig. Aufgrund des Neubaueinbruchs wird der Markt eher knapper und Bestandgebäude damit wieder teurer.
Regional massive Unterschiede im Immobilienpreis
Was man für sein Geld bekommt, unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland stark. Laut der Onlineplattform Immoscout24 bekomme man beispielsweise für rund eine halbe Million Euro in Kärnten ein Haus mit sechs Zimmern, Garten und Terrasse. Im steirischen Liezenz gibt es um den selben Preis ein ähnliches Haus, abzüglich des Gartens. Für denselben Preis bekomme man in Tirol hingegen lediglich ein Bungalow mit zwei Zimmern.
Im Spitzentrio 2024 muss man in Kitzbühel, Salzburg und Innsbruck für ein Einfamilienhaus im Mittel über eine Million Euro hinblättern. Im Bezirk (!) Kitzbühel liegt der Durchschnittspreis bei satten 2,29 Millionen Euro.
Preise für Einfamilienhäuser in Kärnten
Im gesamten Bundesland Kärnten sind die Preise im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 um 6,5 Prozent gesunken. Damit liegt laut Remax das Mittel von Einfamilienhäusern wieder unter der Grenze von 300.000 Euro bei rund 291.000 Euro. Auch in den anderen Preisschichten sind die Preise in Kärnten rückläufig. Im unteren Preisviertel sank die Obergrenze um 20.000 Euro auf 170.000 Euro (minus 10,5 Prozent), im mittleren Preissegment um 35.000 Euro auf 250.000 Euro (minus 12,3 Prozent). Im oberen Preisviertel fiel die Preisuntergrenze um -25.000 Euro auf 390.000 Euro (minus 6,0 Prozent).
In drei Bezirken (Klagenfurt-Land, Spittal und St. Veit) gelten neue Höchstpreise trotz der gesamthaft rückläufigen Preisentwicklung in Kärnten. In Klagenfurt-Land liegt der Preis zum ersten Mal im Schnitt über 400.000 Euro. Statt wie im Vorjahr 372.836 Euro, waren 404.489 Euro zu berappen, ein Plus von 8,5 Prozent und um 113.671 Euro mehr als im Bundeslanddurchschnitt.
Im vergangenen Jahr hatten die Preise in Feldkirchen noch besonders stark um 44,4 Prozent angezogen. Dieses Jahr beruhigte sich der Markt allerdings wieder und fiel um 14,5 Prozent auf 331.002 Euro. Die größten Preisreduktionen gab es in den beiden günstigsten Bezirken: Völkermarkt fällt mit 29,3 Prozent unter die Zweihunderter-Marke auf 195.233 Euro und in Hermagor waren es nur mehr 190.731 Euro (42,1 Prozent) je Einfamilienhaus.
Was man in der Steiermark für sein Geld bekommt
In der Steiermark sind die Preise für Einfamilienhäuser hingegen lediglich um 3 Prozent auf 265.219 Euro pro Einheit gesunken. Im unteren Preisviertel sank der Maximalpreis von 160.000 auf 155.000 Euro, also um 3,1 Prozent. Im oberen Preisviertel ging der Mindestpreis ähnlich – nämlich um 4,0 Prozent – von 375.000 Euro auf 360.000 Euro zurück.
Auch die Verkaufsmenge fiel mit einem Minus von einem Prozent stabil aus. Die Umsatzzahlen pausieren ihr ständiges Auf und Ab und stagnieren bei 245 Mio. Euro, was ein Rückgang um 0,5 Prozent bzw. um minus 1 Mio. Euro bedeutet. Die Grüne Mark überholt damit 2024 Oberösterreich und belegt wieder direkt hinter Niederösterreich Rang zwei im Umsatz-Ranking – wie zuletzt 2013.
Für die Landeshauptstadt Graz fällt der Kaufpreis laut Remax im Schnitt um 5,9 Prozent. In Graz-Umgebung wurde es stattdessen um 2,7 Prozent auf 346.196 Euro teurer. Im Gegensatz zum allgemeinen Trend verteuerten sich auch die Preise im steirischen Bezirk Murau um satte 45,6 Prozent. Am meisten nachgegeben haben die Preise im Bezirk Leoben mit einem Minus von 20,7 Prozent.