"Es ist fantastisch, eine Architektin als Schwester zu haben“, schwärmt Walter Jäger (45). Walter ist gelernter Werbegrafiker und hat sich vor sieben Jahren mit seinem Tattoo-Studio „Black Skull“ in Klagenfurt selbstständig gemacht. Und wenn er dann schon den Entschluss gefasst hat, für sich und seine Tochter Rana (4) ein Haus zu bauen, dann sollte es natürlich auch eines werden, dass seinem Wesen entgegenkommt, das seiner, wie er es mit einem Augenzwinkern nennt, „schwarzen Seele“ entspricht.
Und da hätte er wohl keine bessere Architektin finden können. Seine Schwester Erika Jäger (43) ist seit 13 Jahren selbstständig und beschäftigt sich schon seit ihrem Studium in Graz mit nachhaltigem und ökologischem Bauen. Naheliegend also, dass sich die beiden für ein Holzhaus entschieden haben. „Holz ist ein uraltes Baumaterial, dessen Qualitäten man künstlich nicht herstellen kann“, sagt Erika.
Einig waren sich die Geschwister bei der Planung über die Kriterien, die das Haus erfüllen müsse. So sollte der Bau schnell vonstattengehen und die Wohnfläche zugunsten hochwertiger Materialien reduziert werden, „denn am effektivsten kann man mit einer kleineren Nutzfläche sparen“, sagt Erika.
Beide Kriterien wurden zur vollsten Zufriedenheit erfüllt. In nur zwei Monaten war der Holzriegelbau bezugsfertig und der Bauherr gab sich mit 90 Quadratmetern Wohnfläche zufrieden. Dafür hinterlässt das Haus aus ökologischer Sicht einen kleinen Fußabdruck. Die Fenster und Türen wurden von einem ansässigen Tischler aus naturbelassener Lärche gefertigt, die Böden sind aus Eiche, die Decke aus Kreuzladenholz, das mittels spezieller Technik kreuzweise verleimt wird und so denselben statischen Effekt wie eine Stahlbetondecke erreicht.
Wichtigster Bestandteil und auch Blickfang des Wohnhauses, das auf dem elterlichen Grund in Krumpendorf errichtet wurde, ist aber die Fassade aus Fichtenholz. Womit wir wieder bei der „schwarzen Seele“ von Walter wären. Denn die Fichtenbretter ließ Erika nach der alten japanischen Technik „Shou Sugi Ban“ behandeln. Dabei wird das Holz verbrannt und danach gebürstet. Durch diese Verkohlung wird auch Fichte auf natürliche Weise witterungsbeständig und langlebig. „Die Oberfläche des Holzes erhält durch das Verbrennen einen ganz eigenen Reiz, durch die feinen Risse wirkt es lebendig“, sagt Walter. Weiterer Vorteil: Sollte ein Brett einmal kaputt werden, kann man es leicht ersetzen.
Der großzügige Wohn- und Küchenbereich (Raumhöhe: 3,50 Meter), von wo aus man auch auf die überdachte Terrasse gelangt, bildet das Herzstück des Hauses. Von hier hat man einen Blick auf den angrenzenden Wald. Auch ein Grund, warum das Haus Richtung Westen ausgerichtet ist. „Man braucht keine Angst zu haben, dass einmal ein Neubau die Sicht versperrt.“
Auf die Morgensonne verzichten muss Walter dennoch nicht. Die gelangt durch eine Oberlichte in das Haus. Kinderzimmer, Technikraum, Bad und ein Schlafzimmer runden das in Wahrheit gar nicht so „schwarzseelige“ Bild ab.
Von Harald Schwinger