Luxusvilla? Auch schon einmal darüber sinniert? Nun, wie wir aus der Werbung wissen: Nichts ist unmöglich. Auch nicht das Bewohnen einer nigelnagelneuen Designvilla im Bauhausstil mit 400 Quadratmeter Wohnfläche und 8000 Quadratmeter Grün rundherum. Man muss dafür gar nicht im Lotto gewinnen. Diesen Luxus gibt’s auf Zeit. Und zwar am Ortsrand von Spittal an der Drau, mitten in einer Einfamilienhaus-Siedlung mit Thujenhecken und Carports. Da streckt es sich aus wie ein knotzender Riese, das „Designferienhaus“. Fast spannender als das architektonische Konzept, das Premium-Mobiliar und die hochkomplexe Haustechnik ist die Geschichte dahinter. Aber dazu später mehr.
Das Ding spielt wirklich alle Stückeln. Klimatisierte Räume, beheizter Edelstahl-Pool, Sauna, im Keller ein Kino. Überall Designmöbel und riesige Glasfassaden. Beim Raumkonzept hat der Architekt nicht mit Hirnschmalz gespart. Gebaut in L-Form, mit dem kurzen Wohnflügel und dem lang gezogenen Schlaf- und Wellnesstrakt. Kurzum: Platz und Protz ohne Ende, sowohl innen als auch außen. Fünf Schlafzimmer im Obergeschoß, draußen eine Parklandschaft. Sogar ein Gemüsegarten ist angelegt. Tomaten, Zucchini, Gurken – alles bereit zum Ernten und im Preis inbegriffen.
Der liegt, je nach Saison, bei 600 bis 1000 Euro pro Nacht. Nicht billig, aber leistbarer, als sich selbst ein Designhaus bauen zu lassen. „Die Gäste kommen von weit her. Saudi-Arabien, Indien, USA, Japan. Oft Familien, die gemeinsam Urlaub machen. Sie suchen zwei Dinge: gutes Design und viel Ruhe.“ Das erzählt der Hausherr, Mario Heinzberger. Früher war er im Management einer Elektronikkette in Holland tätig, bevor er samt Familie in den Pongau zog.
Zur Villa nahe Spittal kam er ohne Absicht: „Sie wurde noch unfertig zum Verkauf angeboten. Und wir ahnten: Für so ein Urlaubsmietobjekt müsste es einen Markt geben.“ Dafür, dass das Haus keine leblose Hülle bleibt, sorgt Heinzberger höchstpersönlich. Mäht regelmäßig den Rasen, pflegt den Gemüsegarten, nimmt Reparaturen vor. In vielen Ecken im Haus finden sich randvolle Bücherregale, die er mit Beständen aus aufgelassenen Antiquariaten bestückte. „Bücher machen es wohnlich. Genauso wie kleine Spielereien, etwa Popcorn- und Eismaschine. Und in jedem Zimmer steht eine Alexa“, also der digitale Assistent von Amazon, der auf Wunsch die aktuellen Nachrichten vorliest, den Wetterbericht verlautbart oder die Lieblingsmusik raussucht.
Die Frage drängt sich auf: Warum vermietet man so ein Haus und wohnt nicht selbst drin? „Wir hatten schon im Pongau gekauft, sonst würd ich hier liebend gern leben. Doch mir macht das Einrichten und Herumtüfteln auch Riesenspaß. Wenn ich so ein Haus nur noch verwalten müsste, wär’s uninteressant.“ Spricht’s und erzählt schon von den anderen Designhaus-Projekten, die er am Laufen hat: Ein Luxus-Chalet nahe dem Millstätter See ist schon fertig, eine Architektenvilla bei Friesach wartet noch darauf, als japanisch angehauchtes Premium-Hide-away wachgeküsst zu werden.
Und so kommt’s dann, dass die Kärntner Landbevölkerung mit internationalem Publikum Bekanntschaft macht. Vor Kurzem etwa, erzählt Heinzberger, hätten arabische Urlaubsgäste die Nachbarn auf ein Halal-Menü eingeladen. Die haben sich natürlich revanchiert. Mit selbst gemachtem Apfelstrudel.
Johanna Wohlfahrt