Besitzer eines grünen Daumens wissen: Ein Garten ist nie fertig. Auch die Erkenntnis, dass sich ein grünes Paradies nicht von heute auf morgen aus dem Boden zaubern lässt, ist ihnen nicht fremd. Gábor Knorr stemmt gerade eine solche Aufgabe: In Feldkirchen südlich von Graz entsteht eingekreist von Gewerbegebiet und Flughafen ein englischer Garten.
Von der Mutter ein bisserl erblich vorbelastet ist er schon, seine ersten Gartenerfahrungen hat er dennoch eher zufällig beim Wochenendhaus in Ungarn gesammelt, durch Zeitschriften und Bücher entbrannte er für englische Gärten. Nützliche Werkzeuge und sinnvolle Accessoires hatten es ihm alsbald so angetan, dass er neben dem Handel mit Klavierzubehör die schönen Dinge in sein Sortiment aufnahm.
Um diese fachgerecht zu testen, lag ein eigenes grünes Refugium auf der Hand. Im Sommer 2015 startete „Little Britain“. Es galt, Gartenräume zu schaffen, mit anmutigen Ziegelmauern, aber auch mithilfe von Eibenhecken. Und Knorr zahlte Lehrgeld: Die Eiben kamen zu spät in die Erde, nach diesem Winter präsentierten ihm Ausfälle die Rechnung.
Es entstand der große Garten, von einem Spalier aus Winterlinden begrenzt. In den prächtigen, gespiegelten Staudenbeeten rechts und links ragen beschichtete Edelstahl-Obelisken - aus dem Baukastensystem zusammengefügt und ausschließlich den unterschiedlichen Waldreben vorbehalten - auf. An der Stirnseite läuft alles zusammen, thronen mächtige Steingussgefäße, umrahmt von Rhododendren und Azaleen.
„Ideal wäre die Achse Nord-Süd, doch da der Hausbau nur so verwirklicht werden konnte, ergab sich lediglich die Ost-West-Ausrichtung“, bedauert Knorr. Mit dem Abstrich, dass auf einer Seite der Beetanlage die gespiegelte Üppigkeit immer hinterherhinkt.
In der Mitte des Rosengartens soll ein schlichtes Wasserbecken an lauen Sommerabenden für akustische Berieselung sorgen, vorausgesetzt, der Besitzer hat sich nicht durch das Tor mit dem gelben Geißblatt einen Gartenraum weiter begeben - in den nicht schattigen Schattengarten, der über ein verborgenes Herzstück verfügt, in dem es sich philosophieren lässt.
Allerorten regieren die Symmetrie und der persönliche Geschmack des gartelnden Autodidakten. Einen Großteil des Pflanzenarrangements hat er selbst zusammengestellt, nur bei den Rosen war Inge Burghardt, die kürzlich verstorbene Herausgeberin des Magazins „Rosenfaszination“, behilflich.
Im anschließenden Küchengarten buhlen Hochbeetmodelle mit einem reizenden traditionellen Glashaus um die Aufmerksamkeit, duftet schottisches Liebstöckl im Kräuterbeet mit Rosmarin um die Wette. Es wachsen gerade Duftwicken als Klettermaxi für die Ziegelwand heran, die es dem Besitzer besonders angetan haben.
Daneben stößt man auf „Beerenkäfige“, anmutige Hochsicherheitstrakte, die Heidelbeeren & Co. vor Vogelattacken schützen. Ob es ein Racheakt war, dass die Amsel dem Gärtner den Leberkäse aus der Semmel stibitzte?
Und weil der Gestalter nichts übereilen will, geht das Refugium erst im nächsten Jahr mit einer „British Garden Party“ als Schaugarten ins Rennen.
Helena Wallner