Mit zwei Kleinkindern war es für Claudia und Lukas Schreiner vor sechs Jahren höchste Zeit, die Stadtwohnung in Wien gegen ein Haus auf dem Land zu tauschen. Glücklicherweise fasste man dabei auch Klosterneuburg ins Auge. Denn als die Familie hier das efeuberankte Häuschen mit nicht mehr als 60 Quadratmeter Grundfläche entdeckte – Baujahr 1926 –, war es Liebe auf den ersten Blick: „Wir haben sofort gewusst: Das passt zu uns, so wollen wir wohnen. Und haben das Haus gleich nach der ersten Besichtigung gekauft“, schwärmt die Bauherrin von der gepflegten, alten Substanz mit Kastenfenstern, Fischgrätböden und einer „wunderschönen Holzstiege“. Freilich habe man gewusst, dass das Haus mit zwei Kindern früher oder später einmal zu klein werden würde. Mit den Kindern würde aber wohl auch die Idee wachsen, wie man die „Vergrößerung“ am sinnvollsten umsetzen könnte.
2013 ging man konkret an die Planung des Zubaus. „Dabei wollten wir die alte Substanz auf keinen Fall verändern“, erzählt die Hausherrin. Und die Terrasse hinter dem Haus, „den schönsten Platz“ im ohnehin nicht großen Garten, wollte man auch nicht opfern. „Mein Mann und ich haben immer wieder alle Möglichkeiten durchgewälzt und kamen zu dem Schluss, dass es nur einen Platz für den Zubau geben konnte: die seitliche Abstandsfläche zum Nachbargrundstück.“
Das Problem dabei: Hier ging sich nur ein Zubau mit maximal drei Meter Breite aus. Die Lösung kam von der Wiener Architektin Connie Herzog, die den Schreiners von Freunden empfohlen wurde: Für das erforderliche Raumprogramm stapelte sie drei Etagen, insgesamt fast 60 Quadratmeter Wohnfläche, gewissermaßen wie Legobausteine übereinander.
Die Vor- und Rücksprünge des neuen Baukörpers sind mehr als architektonische Spielerei: Mit seiner speziellen Form stellt der Zubau nicht den Garten in den Schatten – und macht die alte Terrasse gleichzeitig zum wind- und blickgeschützten Bereich.
Für einen möglichst schlanken Wandaufbau kam nur ein Pfostenriegelbau infrage. Der Zubau wurde dabei faktisch als Kleinhaus ausgeführt, das ein 40 Zentimeter breites Glasband mit dem Altbestand verbindet. Wie konsequent das Alte erhalten blieb, zeigt sich schon im neuen Eingangsbereich, den der Altbestand durch den Zubau erhalten hat: In der neuen Diele sieht man noch das alte Fenster und die alte Fassade. Der Rest ist ganz bewusst ein Kontrastprogramm – mit grauen Linolböden, weißen Wänden und goldfarbigen Alufenstern.
Der neue Kinderbereich bietet ein „Himmelszimmer“ (ganz oben), davor eine Spielgalerie, ein Gartenzimmer (ganz unten), die Diele und ein Bad. Die matt-schwarze Wendeltreppe, eine Maßarbeit vom Schlosser, ist dabei mehr als nur ein verbindendes Element: „Die ist einfach schön – auch wenn man abends von außen ins beleuchtete Haus blickt“, sagt die Bauherrin.