Es hat wohl sein müssen: Nach mehr als vier Jahrzehnten als Querdenker und „Bauphilosoph“ im Baugeschäft fand Helmut Perner in seinem Heimatort sozusagen sein Herzens- und Familienprojekt: den rund 500 Jahre alten Moarhof in Preding bei Weiz. Interessenten für das Anwesen hätte es wohl viele gegeben. „Als sich der Vorbesitzer 2002 von dem Anwesen trennen wollte, rief er aber mich direkt an, weil er meine Art zu bauen kannte“, erzählt Perner von einem ungewöhnlichen Kaufvertrag: „Ich musste ihm in die Hand versprechen, die alte Substanz sehr behutsam und langlebig zu sanieren und umzubauen – und Handschlaggeschäfte waren für mich immer schon verbindlich.“
Bei der Entscheidung, was nun konkret aus dem Anwesen werden sollte, ließ sich der Bauherr und Planer allerdings Zeit. „Es gab unzählige Ideen, Pläne und Gedankenkonstrukte, bis meiner Familie und mir klar wurde: Wir möchten hier einen echten Lebenstraum schaffen, qualitativ wirklich hochwertige Mietwohnungen für Menschen aus der Umgebung und gleichzeitig einen bleibenden Wert für Generationen“, schildert Perner, wie der Moarhof in den vergangenen 14 Jahren zum Familienprojekt wurde, mit dem sich nicht nur Gattin Sylvia, sondern auch die Töchter Liliane und Anja identifizieren können. Nach dem Motto „Nutze das, was vorhanden ist, um das zu erschaffen, was sein sollte“ entstand auf dem Moarhof binnen 14 Monaten Bauzeit eine stimmige Synthese aus Alt und Neu.
Die Kubatur des alten Herrenhauses samt nebenstehendem Presshaus blieb im Wesentlichen erhalten, während hier in Summe 14 neue Wohnungen errichtet wurden.
Dabei wurde ausschließlich auf altes Handwerk „und natürliche, ehrliche, langlebige Materialien“ gesetzt. „Das Material muss zum Angreifen gemacht sein“, sagt der Bauherr und meint damit Ziegel, Eisen, Stein und Holz. Letzteres ist dabei in vielen Bereichen schon ein paar Jahrhunderte alt: „Die alten Tramen, die wir an der einen Stelle herausnehmen mussten, wurden an einer anderen Stelle wieder eingebaut“, betont Perner.
Die Türen sind entweder jahrhundertealt, mit handgearbeiteten, schmiedeeisernen Beschlägen, die Perner seit Jahrzehnten sammelt – oder sie wurden vom Tischler maßgefertigt. 50 Zentimeter Ziegel, Holzwolldämmung und wintergeschlägertes Lärchenholz bilden den Außenwandaufbau – in Abwechslung zu den welligen Putzoberflächen in sandiger Farbe und rohem Ziegelmauerwerk von anno dazumal.
Kostbare Fundstücke
Die Baustelle erwies sich auch als wahre Fundgrube: „Wir haben etliche uralte Butzenscheiben gefunden und vom Tischler wieder als Fenster einbauen lassen“, sagt Perner. Zusätzlich gab es einiges an altem Mobiliar, das restauriert wurde, um es etwa in den neuen Gemeinschaftsflächen in Szene zu setzen. Zu eben diesen Gemeinschaftsräumen gehört der alte Gewölbekeller, den Perner sandstrahlen ließ und der nun für Feiern gemietet werden kann. Hier sind wir auch schon im einzigen Bereich des Hofes, in dem nicht sofort zu fühlen ist, was man sonst überall spürt: die Verschmelzung von Innen und Außen, von Haus und Natur – durch die Blickachsen und das verwendete Material. Perners Botschaft auf den Punkt gebracht: „Wir haben bei diesem Projekt mit dem besten Designer der Welt zusammengearbeitet: mit der Natur.“
Die Resonanz nach Fertigstellung des Projekts im vergangenen Juli: „Viele würden die Wohnungen gern kaufen“, sagt Perner. Sein Herzensprojekt gibt er aber keinesfalls her.