"Die Zeit verschwimmt." Besser kann man es an diesem Ort nicht sagen. Michael Müllner sitzt in der Küche seines Hausboots in Orth an der Donau direkt an der Grenze des Nationalparks Donau-Auen und sinniert darüber, wie lange es nun wirklich her ist, seit er und Maaike Maria zueinandergefunden haben. Maaike Maria: Holländerin, Baujahr 1897, 48 Tonnen schwer, 20 Meter lang und fünf Meter breit. Idylle pur: Draußen wirft die Sonne verschwenderisch glitzernde Edelsteine ins Wasser, nur unter den Füßen rumpelt’s plötzlich. „Ah, der Biber schwimmt vorbei“, beantwortet Müllner die gar nicht gestellte Frage, um sodann an die vorherige anzuschließen.
Wie sie nun begann, die Geschichte zwischen dem Inhaber der Eventagentur „Büro Wien“ und dem ehemaligen holländischen Boot, das früher vor allem Erdäpfel transportierte. „Ich ließ mich scheiden und nachdem wir unsere Bobo-Wohnung verkauft hatten, habe ich mich auf die Suche nach einem Boot gemacht. Ich habe die Welt schon immer gerne vom Wasser aus betrachtet.“
Mischung aus Almhütte und Campingmobil
Nach längerer Suche sollte der 60-Jährige in Holland bei einem pensionierten Langstreckenpiloten und seiner Frau fündig werden. „Er hatte viele Spielzeuge. Für den Geschmack seiner Frau zu viele.“ Müllner fliegt für erste Verhandlungen nach Amsterdam, obwohl gesagt werden muss, dass die Maaike Maria damals nicht so aussah wie jetzt. „Es war eine Mischung aus Almhütte und Campingmobil.“Nachdem das Boot offiziell seinen Besitzer gewechselt hatte, begann die nächste Suche. „Es ist gar nicht so einfach, jemanden zu finden, der eine ,Tjalk‘ – so heißt der Bootstyp – umbaut, da sie so etwas wie ein Nationalheiligtum ist.“ Hilfe fand der zweifache Vater schließlich bei einem deutschen Zimmermann, der vor allem die ,Spezialitäten des Hauses‘ von so manchem Coffee-Shop zu schätzen wusste.
„Er stellte mir die wichtigsten Fragen: Wie willst du leben? Wo bist du gerne?“ Deswegen wurde der Fokus auch auf die Küche gerichtet. „Sie war schon immer mein Bereich.“ Gemeinsam wurde also das alte Innenleben der Maaike Maria komplett auf den Kopf gestellt. „Wir sitzen hier ja eigentlich im Laderaum“, sagt Müllner und zeigt auf den Tisch. Vor drei Jahren war es aber so weit, der zweifache Vater brachte sein zukünftiges Teilzeitzuhause (neben einer kleinen Wohnung in Wien) nach zehntägiger Reise über den Rhein-Main-Donau-Kanal nach Hause.Es waren immer die Flüsse, die mich interessiert haben. Die großen Adern, die das Land verbinden, es zerteilen und ihre Geschichten haben.“ Jedoch ist die alte Dame nicht die Schnellste, „drei Stunden würde ich nach Wien brauchen“, sagt Müllner, „aber schwierig wird es nur, wenn dir die Pläne ausgehen“, setzt er nach. Denn irgendwann einmal machen sich die beiden wieder auf große Fahrt.