Diese Baugeschichte begann in Wahrheit schon vor 30 Jahren. Als bekennende „Wasserratte“ mit Faible für Hans-Hass-Bücher fuhr der Bauherr schon in seiner Schulzeit in den 1980ern gern zu einem der Schotterteiche nahe Graz – „offiziell zum Lernen, denn das Baden war dort damals ja noch streng verboten“, wie er sagt. Wer als Grazer vom „großen Wasser“ träumt, muss bekanntlich ja Kompromisse eingehen.
Was in den Jahren darauf folgte, waren viele Urlaube am Meer und an den Kärntner Seen. Zum Tauchen und einfach zum Relaxen. Bis es der Zufall schließlich wollte, dass mit dem Architekten Paul Michael Pilz ein Jugendfreund des Bauherrn an einem der Schotterteiche, die der Grazer noch aus Schulzeiten kannte, sein Feriendomizil errichtete. „Ich habe Paul dort besucht und gleich gesagt: Wenn hier in der Gegend einmal eine Parzelle frei wird, dann sag es mir bitte“, erzählt der Mann. „Ein Jahr später, ich war mit meiner Frau gerade am Dachstein, läutete das Telefon und Paul sagte, es sei da ein Grundstück frei, aber wir müssten schnell sein.“ Und er war schnell.
Die Sommer der vergangenen sieben Jahre verbrachte die Familie daraufhin großteils in einer einfachen Campinghütte auf der gemieteten Uferparzelle am Schotterteich. „Vor eineinhalb Jahren war uns schließlich klar, dass wir hier eine wetterfestere Unterkunft brauchen“, sagt der Bauherr. Bei der Erfüllung der eigenen Wohnträume auf engstem Raum – unter Berücksichtigung der strengen Vorgaben im Ferienwohngebiet – bedurfte es freilich eines Profis. Das rief Paul Michael Pilz auf den Plan. „Wir hatten schon konkrete Vorstellungen, Paul hat sie gewissermaßen verdichtet“, sagt der Bauherr.
Was dabei herausgekommen ist, ist ein vollwertiges zweigeschoßiges Wohnhaus, das auf nicht mehr als rund 70 Quadratmeter Wohnfläche alles bietet, was sich eine Familie mit zwei (erwachsenen) Kindern nur wünschen kann: offenes Wohnen im Erdgeschoß (mit Küche und kleiner Sanitärzelle) und einen Privatbereich mit zwei Schlafzimmern, Bad und WC im Obergeschoß.
Das Gebäude wurde als Massivholzbau mit Brettsperrholz ausgeführt. Zum Vorteil der kurzen Bauzeit mit hohem Vorfertigungsgrad kommt dabei, dass es sich um ein tragendes System handelt, das „fast so schalldicht wie Beton ist“, wie der Architekt sagt. Das obere Stockwerk bekam eine Fassade aus vorverwittertem Lärchenholz, das keiner weiteren Pflege bedarf. Das weiß verputzte Erdgeschoß ist ein reizvoller Kontrast dazu.
Die Loggia im Obergeschoß und ein fünf Meter über den See auskragendes Holzdeck im Erdgeschoß vergrößern den Wohnbereich und holen die Natur ins Haus. „Durch die Idee des Architekten, die Terrasse für den Sichtschutz auf einer Seite mit einer Wand abzuschließen, haben wir hier ein Maximum an Privatsphäre“, schwärmt der Hausherr vom Wohnen direkt am Wasser.
Die sorgfältig gewählte Ausrichtung des Gebäudes auf dem Grundstück und die Überdachung der Fensterfront gewährleisten auch im Hochsommer angenehme Temperaturen im Haus. „Wir erleben den See jetzt ganz anders“, erzählen die Bewohner, die nun auch viel öfter hier sind – „auch gern bei Schlechtwetter“. Auf Urlaub gefahren wird nur noch selten. „Dieser Platz stillt einfach viel von dem, was früher einmal an Sehnsüchten da war.“ 22 Hektar Wasserfläche seien schließlich schon ganz „ordentlich“. „Keine Frage: Das ist ein See!“ Was den Bauherrn derzeit am meisten freut, ist allerdings, dass sich seine Seegeschichte mit seinem Sohn gewissermaßen gerade wiederholt. „Für seine Matura hat er hier sehr konzentriert gelernt – sagt er. Und es stimmt wohl, er hat nämlich mit Auszeichnung maturiert.“