Eigentlich dachten Iris Vermillion und ihr Mann Johannes-Axel Justin nur an ein kleines Haus mit überschaubarem Garten, als sie vor vier Jahren genug vom Leben in der Stadt hatten und von Graz hinaus ins Grüne ziehen wollten. Zufällig wusste aber einer ihrer Freunde, dass es da eine ganz besondere Liegenschaft in der Südsteiermark gab, von der sich der Besitzer trennen wollte. „Unser Glück war, dass wir als Erste davon erfuhren“, sagt die Opernsängerin, die sich hier auf Anhieb wie im Paradies vorkam. „Dieses Haus hat Seele, das ist ein Ort mit unglaublicher Energie,“ war sie sich sofort mit ihrem Mann einig – wenngleich das neue Zuhause dadurch viel größer ausfiel als geplant. Zu dem geschichtsträchtigen Bauernhaus mit Wirtschaftsgebäude gehören nämlich noch jede Menge Wald, Weingarten und Teiche.
„Das Haus war in genau dem Zustand, in dem Sie es heute sehen, obwohl es der Vorbesitzer vor 30 Jahren als Ruine gekauft hat“, erzählt der Hausherr und Architekt. Die Sanierung und der Umbau, die hier erfolgten, seien in sich so stimmig gewesen, dass man gern alles so gelassen habe wie es war. Beim Bauen und Einrichten kam nämlich vorzugsweise Material mit Patina zum Einsatz. Die Möbel etwa wurden vom Tischler mit altem Holz angefertigt und stehen im Haus, als wären sie schon immer hier gewesen. Die Küche mag auf diese Weise einen Tick rustikaler sein, als es Vermillion und Justin für sich bestellt hätten. „Aber mit diesem Kompromiss können wir gut leben“, sagen sie.
Die einzige wesentliche Veränderung, zu der sich die beiden im Haus entschlossen, war der Einbau von drei Dachflächenfenstern im bereits ausgebauten Atelier, das jetzt der Arbeitsraum der Hausherrin ist – lichtdurchflutet und mit einem Blick auf Wald und Wiese.
Dass der Vorbesitzer des Hofes ein ausgesprochen gastfreundlicher Mensch war, entpuppte sich für Vermillion und Justin ebenfalls als Glück: „Über dem Stall gibt es ein Gästehaus mit drei Schlafzimmern, das jetzt gerne von unserer Familie und Freunden genutzt wird“, erzählt die Hausherrin. Musik liegt freilich auch hier in der Luft. Davon zeugt das „Zweitklavier“ der Familie gleich im Entree des Gästehauses – unter dem mächtigen alten Pressbaum, um den herum sich eine Treppe zu den Zimmern unter dem Dach windet. „Die Presse hat ziemlich sicher schon immer hier gestanden“, sagt der Architekt mit Blick auf die Statik des Gebäudes. Ziemlich neu ist hingegen das Salettl vor dem Stall, mit dem der Hausherr seiner Gattin einen überdachten, weinumrankten Sitzplatz mit Feuerstelle im Grünen zimmerte. „Jetzt hab ich hier auch noch einen kleinen Brunnen bekommen, das war mein großer Traum“, erklärt Vermillion, warum das Salettl einer ihrer Lieblingsplätze ist – einer von vielen.