Mit Plänen kann Maria Schöllauf wenig anfangen. Die Kosten, die Tücken alter Gemäuer, die Arbeit, die Suche nach den richtigen Baumaterialien, all das hätte sie abgeschreckt. Stattdessen hat die pensionierte Lehrerin ihrem Idealismus vertraut und sich Zeit gelassen.
In zehn Jahren hat Maria Schöllauf gemeinsam mit ihrem Mann Pepi ein original steirisches Gehöft, das sie von ihren Eltern geerbt hat und das am Lormanberg bei Kirchberg an der Raab liegt, revitalisiert. Gebäude für Gebäude, Stein für Stein. Geschaffen hat sich die Familie damit nicht nur einen Wohnsitz für den Sommer. Das alte Presshaus, das Kellerstöckl, das Hoamatl, der Heuboden, das Wohn- und das Winzerhaus wurden zu Ferienwohnungen umgebaut. Im Jahr 2000 wurde das alte Gehöft als steirisches Wahrzeichen ausgezeichnet.
Erste Lehren
Wer Jahrhunderte alten Gemäuern neues Leben einhauchen will, braucht Mut, einen langen Atem und darf sich von unangenehmen Überraschungen nicht aus dem Takt bringen lassen. Eine Lektion, die Familie Schöllauf beim Umbau des ersten Gebäudes gelernt hat. Feuchtigkeit, Finsternis, schlechte Luft - der Hausschwamm breitete sich aus, gnadenlos kroch er von einem Zimmer ins andere. "Wir mussten alle Holzböden wieder herausreißen und haben erst dabei entdeckt, dass unter diesem Haus ein Bach fließt", erzählt der Bauherr. Entmutigen ließen sich die beiden davon aber nicht.
Stattdessen haben sie ihre Strategie geändert und sich intensiv mit baubiologischen Materialien beschäftigt, Bücher gelesen, Seminare besucht, den Rat von Experten eingeholt. " Der Umbau der drei anderen Gebäude erfolgte dann ausschließlich nach baubiologischen Kriterien", betont die Hausherrin. Verwendet wurden also nur noch Dämmstoffe aus Schafwolle und Hanf. Das eingebaute Holz wurde nach bestimmten Mondphasen geschlägert, gebürstet und mit Borsalz behandelt, die Böden wurden ausschließlich mit alten Ziegeln verlegt. Selbst beim Verschließen größerer Spalten und Ritzen im Holz wurde auf eine alte Methode zurückgegriffen. "Diese Stellen haben wir mit dem Gemisch aus Lehm, Moos und Kuhmist verschlossen", erzählt Pepi Schöllauf.
Stiltreue
Bauernmöbel, was sonst. Tische, Betten, Stühle, Kommoden, Lampen - die Stiltreue zeigt sich in jedem Detail. "Wir haben unzählige Flohmärkte besucht und jede alte Tür, die wir gefunden haben, verwendet," sagt Schöllauf. Nur bei der Heiztechnik wurde dem heutigen Standard der Vorzug gegeben. Fast alle Häuser werden mit Erdwärme oder Pellets beheizt.
"Wenn unsere äußere Welt immer gleichförmiger wird, werden unsere gewachsenen Traditionen und Werte immer wichtiger" - ein Spruch, der für Maria Schöllauf in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. "Die Dinge brauchen Zeit, um sich zu entwickeln", ist die Hausherrin überzeugt. Nach diesem Grundsatz hat sie auch ihren Garten angelegt.
Umgeben ist das Gehöft von einem blühenden Paradies. Alte Obstbäume, Pfingstrosen, Schmetterlingsflieder, alte Rosensorten, wilder Wein. Und natürlich tummeln sich am Hof auch ein paar Hühner, Hasen, Enten, Kamerunschafe, Katzen und ein Hund. "Für mich ist dieser Platz ein Ort, der Kraft gibt, mir und auch vielen meiner Gäste," sagt Maria Schöllauf.
PETRA PRASCSAICS