Insekten und Kleintiere machen vielen Bauherren zu schaffen: Ratten beißen sich zum Beispiel durch Abwasserrohre, Mäuse zerstören Dämmfassaden und Dampfbremsen, Ameisen fressen sich durch Holz und nisten sich in Wänden ein und der Specht hackt Löcher in die Fassade. Trotz teilweise enormer Schäden kennen aber weder Normen noch Richtlinien zum Hausbau den Begriff „insektensicher“.Dennoch kann ein Bauwerk gegen unerwünschte Untermieter einigermaßen gut abgesichert werden. Allerdings muss mehr getan werden, als die Mindestanforderungen der bautechnischen Normen einzuhalten.
Ratten können nicht nur meterweit von unten über die Abwasserrohre in das Haus kommen, sie beißen sich auch leicht durch PVC-Rohre! Abhilfe bringen Rattenklappen, Rattentrichter oder Rattensperren. Sie werden vor dem WC oder im Sinne einer Rückstauklappe vor dem Kanalrohreingang im Hausbereich montiert. Aber aufpassen! Alles, was im Abflussbereich des Abwasserrohres liegt, kann verstopfen und verursacht unter Umständen erhöhte Wartungsaufwände. Auch Rückstauverschlüsse sind nicht immer ein Sicherheitstool. Im Gegenteil, sie dürfen erst eingebaut werden, wenn die Vorgaben der ÖNORMEN B 2501 und EN 12056 erfüllt werden. In erster Linie sollte man aber keine Essensreste in den Abfluss oder in die Toilette schütten. Das lockt Nager an! Mäuse sind die besseren Ratten. Sie kommen auch bei Löchern mit 1,5 Zentimeter Durchmesser in das Haus oder besser in die Wärmedämmfassade oder Kellerdämmung.
Kellerdämmplatten, auch Perimeterdämmung genannt, werden in der Regel nur punktweise an die Kellerwand geklebt. Die dabei entstehenden Hohlräume sind ein Paradies für Mäuse und Insekten. Speziell wer am Wald- oder Feldrand wohnt, sollte hier vorsorgen. Perimeterdämmplatten umlaufend oder gleich vollflächig verkleben!
Noch wichtiger ist aber der Eintrittsbereich in das Haus, also da, wo schon die Sockelbereiche der Ziegel- oder Holzaußenwände sind. Auch hier ist es leider normativ immer noch nicht vorgeschrieben, Lücken an den Dämmplatten zu schließen. In einer früheren Norm gab es noch die Empfehlung, die unterste Dämmplattenreihe vollflächig auf die Wand zu kleben. Das ist bei der neuen Norm im Jahr 2017 unverständlicherweise gefallen. Dem Normengeber genügt es, wenn jede dritte Plattenreihe am oberen Rand abgespachtelt wird. Es wird zwar bei jeder Dämmplatte rundherum ein Kleberwulst aufgetragen, aber zwischen den Platten ist für eine Maus immer noch genug Platz. Daher: Die Baufirma die unterste (über der Erde) und oberste Dämmplattenreihe (unter dem Dach) immer vollflächig kleben lassen!
Mein Tipp: Wer mit Ziegel baut, verzichtet gleich auf die Dämmplatten! Wo keine Dämmung ist, gibt es auch keine Hohlräume.
Was nicht über die Dämmplattenrückseite in das Haus kommt, das versucht es auf der Fassadenoberfläche: Ein Putz mit einer Körnung über 4 Millimeter kann da schon als Klettersteig genügen. Oder ein Marder beziehungsweise Siebenschläfer findet seinen Weg über den Blitzschutz oder das Fallrohr nach oben. Während Mäuse noch relativ kleine Schäden anrichten, kann ein Marder oder Siebenschläfer die Totalsanierung Ihres Daches erforderlich machen. Wenn der sich erst in der Dachdämmung eingenistet hat, ist es meist schon zu spät. Die Dämmung ist kaputt und zusammengedrückt. Zudem ist der Hohlraum im Dach auch die Toilette der Tierchen. Da wird eine Sanierung schon aus hygienischen Gründen nötig sein. Also besser den Zugang über Fallrohre mittels Marderabwehrgürteln und Edelstahlspitzen verhindern! Aber bitte immer so, dass Menschen durch die spitzen Metalldrähte nicht gefährdet sind! Unterstützend können Marderbürsten in die Dachrinne gelegt werden, dann kann der Lästling sich nicht über die Dachrinne einen Eingang in das Dach suchen. Der Nachteil dabei: Zur Rinnenreinigung müssen die borstigen Dinger wieder aus der Rinne genommen werden.
Ein Tipp für das Dach: Ein Unterdach mit einer harten Bretterschalung ist nur bei ausgebautem Dachboden zwingend notwendig. Es bietet aber, bei enger Verlegung der Bretterschalung oder bei Unterdachplatten, den besten Kleintierschutz. Daher sollte das Dach immer mit einem Unterdach ausgeführt werden! Dieses Unterdach befindet sich unter der Dachdeckung, beispielsweise unter den Dachziegeln. Aber auch bei der Dachdeckung kann optimiert werden: Statt kleinformatiger Dachziegel oder Dachsteinen besser flache Dach- oder Wellplatten oder gleich Metalldächer oder Blechdächer ausführen lassen. Da werden die Zu- und Abluftöffnungen mit einem Vogelschutzgitter verschlossen. Das bietet die höchstmögliche Sicherheit. Apropos Schutzgitter: Gitterabdeckungen auf dem Dach wirken nicht als Insektenschutzgitter. Diesen Schutz gibt es generell nur sehr bedingt. Wespen oder Ameisen werden immer einen Weg in die Konstruktion finden. Hier kann man optimieren, indem man komplizierte und verwinkelte Dachgrundrisse sowie Spalten und Ritzen weitgehend vermeidet.
Zudem sollten Hochbeete, Wiese und Co. so weit als möglich von der Hauswand weg angeordnet werden. Wer ein Hochbeet direkt an die Hauswand stellt, darf sich über einen kapitalen Ameisenstaat in der Hausfassade nicht wundern.
Ein kleiner Praxistipp: Bei Problemen mit oben beschriebenen Gästen sowie bei vermeintlichem Befall mit Bettwanzen, Pharaoameisen & Co. ruft man am besten den Schädlingsbekämpfer! Der berät Sie neutral zu Bekämpfungs- und Präventivmaßnahmen. Für bauliche Optimierungsmaßnahmen auf dem Dach gehen Sie zum Dachdecker oder Spengler - in anderen Baufragen sind Sie beim Baumeister gut aufgehoben!