Es ist gewaltig, was über die Jahrhunderte durch Zucht aus einem einzigen kleinen Pflänzchen geworden ist. Alle Kohlgewächse stammen nämlich im Wesentlichen von dem an den Küsten des Mittelmeeres und Atlantiks wild wachsenden Brassica oleracea ab.

Durch bewusste Kreuzungen wie auch durch viele Zufälle ist in dieser Familie der Kreuzblütler eine enorme Vielfalt an Gemüsepflanzen entstanden, die bis in den Winter ihren großen Auftritt haben und die nun von Tag zu Tag besser schmecken.

Die Kohlfamilie startet ja schon im Frühjahr mit dem Kohlrabi. Die ersten zarten Knollen, sie sind botanisch korrekt eigentlich die verdickten Hauptsprosse, gibt es aus dem Frühbeet schon im April, dann kommen Brokkoli und Karfiol und gegen Ende der Gartensaison die ganz große Familie der Blattkohle, ob Weiß- oder Rotkraut, der rotblättrige Grünkohl oder die Palmkohle. Hier lassen sich Zierde und Nutzen perfekt kombinieren und so kann man die Pflanzen auch in kleinen Gärten als attraktiven Blickpunkt ins Staudenbeet setzen.

In Töpfen und Kisterln halten schließlich im Herbst die rotvioletten oder rosafarbenen Krausköpfe des Zierkohls Einzug, viele von ihnen sind bis minus 15 Grad frosthart und eine kristallene Augenweide.

Ausgesät werden die Kohlpflanzen im März oder April, ausgepflanzt dann im Mai. Das Wichtigste ist, dass an besagter Stelle im Beet mindestens vier Jahre kein Kohl gewachsen ist und dass der Boden besonders gut mit Kompost und organischem Dünger versorgt wird, denn alle Kohlgewächse sind extreme „Futterer“. Bei ausreichendem Gießen wachsen sie bis zum Herbst zu stattlicher Größe an und die Blätter warten darauf, auf dem Teller zu landen.

Im Norden Deutschlands ist Kohl „kein Essen, sondern Kult“, heißt es. Warum gerade im Herbst? Kohl soll, wenn es kalt wird, aus der Stärke in den Blättern Zucker produzieren und so schmackhafter und bekömmlicher werden. Tatsächlich ist es aber so, dass die großen Blätter im Herbst die Chance haben, besonders viel Sonnenlicht aufzunehmen, und so die Süße produzieren. Nach dem Abernten sollte man die Strünke einfach stehen lassen, sie treiben im Frühjahr wieder aus und die ersten zarten Blätter sind besonders köstlich.

Und wer die eine oder andere Pflanze komplett stehen lässt, der wird mit einer Wolke aus gewaltigen gelben Blüten überrascht, die nicht nur viele Bienen anlocken, sondern die auch in den Salat gestreut werden können, und aus deren Samen wieder neue Pflanzen gezogen werden können – mit wahrscheinlich wieder ganz neuen Wuchs- und Blattformen.