An die Horrormeldung des Boulevards in der Adventzeit haben wir uns schon gewöhnt: „Giftige Schönheit Weihnachtsstern“. Doch auch im Garten geht es mit den Giftgeschichten los, sobald die ersten Tulpen ihre Blüten öffnen. Richtig, Blüte, Stängel, Blätter und Zwiebel enthalten Tuliposide, längerer Hautkontakt kann zu Jucken und Schwellungen führen.
In vielen beliebten Pflanzen im grünen Refugium befinden sich giftige Substanzen wie Blausäure (etwa in der Hortensie), Phasin (steckt in frischen Hülsenfrüchten) oder Alkaloide (zum Beispiel in Nachtschattengewächsen).
Darum gilt: Man sollte Bescheid wissen, was im eigenen Garten wächst. Ungeeignet für Bereiche mit Kindern ist beispielsweise der Eisenhut, eine der giftigsten Pflanzen überhaupt, denn der Giftstoff der prächtig blühenden blauen Staude kann sogar über die Haut aufgenommen werden.
Auch von der Eibe, speziell von den Kernen in ihren leuchtend roten Beeren, sollte man die Finger lassen, sie enthalten das Gift Taxin. Ebenfalls auf der Gefahrenliste ganz oben stehen die Engelstrompete, der Goldregen und die Herbstzeitlose.
Generell ist bei kleinen Kindern, die drauf und dran sind, die Welt um sich herum zu erkunden und alles in den Mund stecken, Vorsicht geboten. Die häufigsten Symptome sind Übelkeit und Erbrechen. Wiewohl Experten von Giftinformationszentralen beruhigen, laut Statistik ginge es in den meisten Fällen gar nicht so schlimm aus wie befürchtet. Dass Goldregen & Co. nicht um Kindergärten und Kinderspielplätzen gepflanzt werden, versteht sich von selbst.
Die Liste der heiklen Gewächse ließe sich lange fortsetzen, denn Efeu, Rhododendron, Fingerhut, Lampionblume, Liguster, Heckenkirsche, Hartriegel, Oleander, Blauregen oder andere vertraute Pflanzen haben es ebenfalls in sich, sowie Tollkirsche, Bilsenkraut und Stechapfel, die klassischen Zauberkräuter des Mittelalters.
Oft gedeihen die nicht ungefährlichen Pflanzen besonders prächtig, weil auch Schädlinge die Gefahr wittern und um die Gewächse einen großen Bogen machen.
Ohne jetzt Verharmlosung zu betreiben, es besteht kein Grund zur Panik. Sie müssen ihre Blütenpracht auch nicht stante pede ausreißen und vernichten, es kommt vielmehr auf den Umgang an. Mit dem Nachwuchs sollte man wichtige Aufklärung betreiben: „Nur schauen, nicht kauen!“ Damit wird auch der Lernprozess eingeleitet, mit der Gefahr umzugehen - wie er seit Menschengedenken erfolgreich angewandt wird.
Und Haustiere wie Hund und Katze haben mit Giftpflanzen im Garten nichts am Hut, sie knabbern gelegentlich zur Verdauungsförderung an Grashalmen, anderes Grünzeug in großen Mengen interessiert gesunde Tiere nicht.
Der Vollständigkeit halber sei noch ein Blick ins Gemüsebeet gemacht: Die Hülsen und die rohen Samen der Gartenbohne sind – erraten – giftig. Das enthaltene Phasin wird erst beim Kochen zerstört, der Genuss von rohen Bohnen führt zu Bauchschmerzen, Durchfällen, Fieber und im schlimmsten Fall zum Kollaps. Bei Kartoffeln und Tomaten sind giftige Solanin-Alkaloide in grünen Blättern, Stängeln und unreifen Früchten enthalten.
Helena Wallner