Wenn Pflanzen zum eigenen Gärtner werden, dann kann es im grünen Refugium gar manche Überraschungen geben. Im vergangenen Jahr als kleines, willkommenes Zufallspflänzchen im Garten aufgetaucht, entpuppt sich das wunderbar duftende „Drüsige Springkraut“ als Garteneroberer und geht zu Hunderten an allen Ecken und Enden auf.
Oder die Nachtkerze, die im ersten Jahr mit der interessanten Blattrosette überraschte, steht ein Jahr später als bis zu zwei Meter hohe Pflanze mit leuchten gelben Blüten, die sich erst am Abend öffnen, im Garten. Und auch hier kommt im Jahr darauf mit Garantie die Nachtkerzen-Invasion.
Doch wie erkennt man als Laie die Pflanzensäuglinge, die sich da in den Beeten, auf den Wegen und in Pflasterfugen breitmachen? Im Naturgarten wird man viele Pflanzen „zulassen“, denn nur damit ist die Vielfalt gesichert. Und viele sind auch willkommen, denn sie schaffen so eine ganz natürliche Gestaltung. Gefragt ist das „wachsende Wissen“. Die Diplombiologin Bärbel Oftering war oft mit diesen Fragen konfrontiert und hat also ein Buch geschrieben, das es in dieser Form noch nie gegeben hat: „Wird das was – oder kann das weg?“
Klare Beispielfotos von den ersten Keimlingen werden da mit Erscheinungsbildern nach einigen Wochen verglichen und schließlich auch noch die blühenden Abbildungen der willkommenen Zierpflanzen oder der unwillkommenen Unkräuter präsentiert. Für Gartenbesitzer eine der wichtigsten Lehren, damit nicht genau das entfernt wird, was in den Wochen danach für eine wahre Blütenpracht sorgen könnte. Dafür muss das Auge für überraschende Entdeckungen geschärft werden.
So sind für mich immer die Sämlinge des Winterlings ein typisches Beispiel für falsch verstandene Ordnung: Sie keimen nämlich erst nach einem Jahr und sehen aus, als würde massenhaft Unkraut aufgehen. Dabei sind die beiden (kresseähnlichen) Keimblätter nur der Beginn, wenig später bilden sich schon die ersten Blätter, die man von den Frühlingsboten kennt. Später ziehen sie, wie die Eltern, rasch ein, um im kommenden Frühjahr wieder zu erscheinen. Nach zwei Jahren blühen sie und bilden mit ungezügeltem Ausbreitungsdrang große, blühende Teppiche.
Geduld und Gelassenheit und die notwendige Portion Wissen sind also gefragt, um mit den selbstaussäenden Pflanzen zurechtzukommen.