Mit dem Valentinstag erwachen bei vielen wieder die Frühlingsgefühle, auch wenn Natur und Garten noch im Winterschlaf liegen. In London, durch das milde Klima des Golfstroms bevorzugt, herrscht bereits echte Frühlingslaune.
Den Startschuss dazu geben Schneeglöckchen-Fanatiker. Sie strömen alljährlich Ende Jänner in Scharen in den Chelsea Physic Garden, den zweitältesten botanischen Garten der Welt. Die Schneeglöckchentage dort sind für begeisterte Pflanzensammler ein Muss, das Ziel der Begierde die zarten Blüten der knapp 200 Schneeglöckchen-Sorten, die Obergärtner Nick Bailey aus allen Teilen des Landes zusammengetragen hat.
„Für mich ist das der Start in den Frühling, wenn aus der braunen Erde und dem letzten Herbstlaub plötzlich die Blüten hervorkommen“, schwärmt der Glöckchen-Chef. Das Faszinierende ist für ihn die große Vielfalt, von der die meisten Gartenfreunde oft gar keine Ahnung haben.
Insgesamt gibt es 19 Arten und geschätzte 2000 (!) verschiedene Sorten der kleinen Zwiebelblume. „Die teuerste Pflanze, die im letzten Jahr verkauft wurde, war ein ganz seltenes Sammlerstück, rund 1700 Euro legte der Käufer für eine einzige Zwiebel auf den Tisch“, berichtet Bailey. Er ist längst überzeugt: „Die Schneeglöckchen-Sucht ist unheilbar.“
Heuer hat der Obergärtner diese Sucht nach Besonderheiten auch ein wenig karikiert und Schneeglöckchenblüten bunt bemalen lassen. Für wenige Tage gab es kurioserweise ganz einzigartige blau, rot und gelb getupfte Glöckchen.
Dabei kann sich die enorme Vielfalt der „echten“ Sorten sehen lassen: Da leuchtet „Wendy's Gold“ in strahlendem Gelb über den weißen Blütenblättern, „Hippolyta“ wirkt mit dem gefüllten Innenleben ein wenig zerzaust, „Grumpy“ wartet mit besonders großen Blüten auf und „Wasp“ trägt ihrem Namen Rechnung und lässt die Blüten schlank wie eine Wespe in der Frühlingsluft schwingen. Besonders attraktiv ist „Ophelia“, ihre bauchige Blüte ist dicht gefüllt mit Blütenblättern.
„All das ist eine Laune der Natur“, sagt Bailey und freut sich über die vielen Besucher und den florierenden Verkauf, mit dem Erlös finanziert sich die historische Anlage, die es immerhin schon seit 1673 gibt.