Mit einer kleinen Gruppe startete der Biogärtner das Gartenabenteuer England. Vor einem Vierteljahrhundert war der Blick über den Gartenzaun keineswegs üblich, geschweige denn in Mode. „Viele meinten damals, wir hätten ja selbst schöne Gärten“, erinnert sich der Pionier der Gartenreisen an den Anfang. Und weiter: „Kaum flimmerten die ersten Bilder der Chelsea Flower Show über den Fernseher, stieg die Begeisterung enorm.“
Vieles hat sich seit damals verändert. Organisierte ursprünglich eine englische Agentur die Exkursionen der österreichischen Gartenenthusiasten, hat Karl Ploberger längst selbst das Heft in die Hand genommen. Mit dem Vorteil, dass man nicht nur die obligaten großen Gärten zu Gesicht bekommt, sondern auch wahre private Gustostückerln, die oft nur unserem Gärtner der Nation zuliebe ihre Tore öffnen.
Dafür geht er jeweils im Herbst auf spezielle Erkundungstour. „Diesmal ist wieder ein Garten dabei, der noch nie Gruppen akzeptiert hat“, verrät Ploberger. Was für ein grünes Paradies! „Ich habe vor Entzücken Gänsehaut bekommen!“, schrieb Vita Sackville-West, die Schöpferin von Sissinghurst Garden, nach ihrem Besuch den Gastgebern ins Gästebuch.
Plobergers Liebe zu Great Dixter
Dennoch ist es ein Gartenklassiker, der das Ploberger-Herz beim ersten Zusammentreffen im Sturm erobert und nie wieder losgelassen hat: Great Dixter, das prachtvolle Werk des Gartenschriftstellers Christopher Lloyd in East Sussex. „Diesen kreativsten aller Gärten habe ich bei meiner ersten Reise besucht, seither war ich gut 20 Mal dort.“ Bei einem Seminar hat der Biogärtner soeben dem „head gardener“ von Great Dixter, Fergus Garrett, wieder über die Schulter geschaut und gegartelt.
Angst, dass ihm irgendwann auf der Brexit-Insel die grünen Paradiese ausgehen, hat Ploberger nicht. „Zurzeit gibt es in England 3700 Privatgärten, die der Öffentlichkeit zugänglich sind. Viele Gärten wechseln gerade jetzt ihre Besitzer oder die Kinder der Besitzer übernehmen sie. Da bietet sich den Besuchern ein völlig neues Bild“, überlegt er und fügt hinzu: „Es heißt ja, du gehst nie in denselben Garten.“
Blühende Erinnerungen
Apropos Brexit. Alle, mit denen er gesprochen habe, hoffen, dass alles nur ein böser Traum war, erzählt der Gartenreisende. Kommt die Trennung, wird eine Befürchtung wahr: „Dann ist es vorbei mit der Mitnahme von ausgefallenen Pflanzen, weil England dann ein ,Drittland‘ und jeglicher Import von dort nur mit Gesundheitszeugnis erlaubt ist“, so Ploberger.
Zum Glück ist sein Garten schon voll von blühenden Erinnerungen aus seinem geliebten England. Das größte am Attersee gelandete Mitbringsel sind gut vier Meter hohe Magnolien. „Die waren beim Transport aber nur 30 Zentimeter lang, denn das ist 15 Jahre her“, schmunzelt der Biogärtner und träumt weiter seinen bislang unerfüllten Gartentraum: „Ich möchte endlich den einzigartigen Garten von Prinz Charles im TV zeigen und mit dem royalen Besitzer und enthusiastischem Biogärtner ein Interview machen. Seit sieben Jahren arbeite ich daran, aber das bleibt wohl Wunschdenken.“
Helena Wallner