Fällt das Stichwort Bauerngarten, setzt sofort begeistertes Schwärmen ein. Alle kramen Kindheitserinnerungen an das grüne Paradies der Großmutter hervor. Nicht anders verhält es sich bei der Autorin selbst. Unvergessen bleibt der Gang in den Garten an der Seite der Oma. Die reifen Beeren am Zaun, heute sagt man dazu Naschhecke, und die Blumen am Rand – wertvolle Beetfläche durfte natürlich nicht vergeudet werden – hatten es dem Kind besonders angetan.

Die grundgütige Frau verzieh manchen Fehltritt und duldete selbst die eigentümliche Art des Blumenpflückens, denn nur die bunten Köpfchen waren bei der Kleinen begehrt. Später dann gab Oma bereitwillig gar manches Gartengeheimnis preis: „Im Zeichen von Spockion (Skorpion) soll man nicht säen.“ Allein, die ganz der Moderne verschriebene Enkeltochter hatte damals keinen Sinn für altmodische Weisheiten.

Jetzt treibt es der Bauerngarten noch viel bunter als zu Großmutters Zeiten. Gemüsevielfalt, Kräuterzauber und Sommerblumen sind nicht nur ein Augenschmaus, durch das Mit- und Nebeneinander kräftigen sich die Pflanzen gegenseitig und wehren viele Krankheiten ab.
Oma, wenn du sehen könntest, wie dein Bauerngarten sowie auch deine kluge Philosophie dahinter zu ganz neuen Ehren kommt. Freilich, dir reichte das überlieferte Wissen, welche Pflanzen sich gut vertragen und welche sich spinnefeind sind. Heute füllen gedruckte Ratgeber ganze Abteilungen in der Buchhandlung, wo dummerweise auch die Enkelin zugreifen muss.

Eine lange Geschichte

Bauerngärten sind die älteste Form der Gartenkultur. Den anspruchslosen, von Flechtzäunen geschützten Nutzgärten der Germanen bescherten erst die römischen Eroberer eine kräftige Sortimentbereicherung bei Gemüse, Kräutern, Früchten und Blumen.

Den Meilenstein setzte Kaiser Karl der Große mit der Landgüterverordnung im Jahr 812. Er führte 73 Nutzpflanzen – von Lilium (weiße Lilie) bis zur Jovis barbam (Hauswurz) – und 16 verschiedene Obstbäume an, die in den Gärten gepflanzt werden sollten. Mönche sorgten dafür, dass diese Anweisungen unter die Leute gebracht wurden.

Die Bäuerinnen seinerzeit waren weit entfernt vom lustvollen Hobbygärtnern der heutigen Zeit. Es galt, einen Ertrag zu erwirtschaften, der Familie und Gesinde ernährte. Für jedes Leiden sollte ein Heilkräutl zur Verfügung stehen und die Blumen für Festtage, für die Dorfkapelle und den Gräberschmuck mussten auch noch Platz haben. Obstgarten, Beerenhecke und der Acker für Feldfrüchte vervollständigten den Wirkungsbereich. „Der beste Platz an der Sonne stand dem Bauerngarten zu“, weiß Kräuterpädagogin Christine Lackner.

Moden und Stile zogen viele Jahrhunderte an dem mit Rosen umrankten Gartentor vorbei und mochten dem Bauerngarten nichts anhaben, er überdauerte in seiner ursprünglichen Form. Erst die 1970er- und 1980er-Jahre erschütterten seine Existenz. Zum Glück setzte rechtzeitig die neue Gartenlust ein. Oder es gab wie bei der Kräuterpädagogin eine „Tante Nanni“, deren Sturheit der Bauerngarten im Mühlviertel sein Überleben verdankt.
Ein mit einem grünen Daumen gesegneter Oberschulrat in Ruhe bringt es auf den Punkt: „Ein Bauerngarten ist der Inbegriff des Schönen.“