Vor knapp 25 Jahren hat die „Insel“ mit ihrem Linksverkehr und anderen Besonderheiten den Biogärtner im Sturm erobert. Die Gründe dafür:
1. Die Gärten. Hier ist Großbritannien weltweit führend. Allein 3700 Privatgärten öffnen an bestimmten Tagen die Türen für Besucher. Institutionen wie der National Trust erhalten Hunderte Parks und die dazugehörigen historischen Gebäude sowie viele Naturdenkmäler und öffnen sie dem Publikum. Ein Leben reicht nicht aus, um all diese grünen Paradiese zu entdecken.
2. Die Gastfreundschaft. Wenn ich bei Reisevorbereitungen durchs Land fahre, um neue Gärten zu suchen, zeigt sich das besonders hautnah: Einfach anläuten, von der Gartenleidenschaft erzählen und schon sitze ich bei Tee im Haus und man frönt gemeinsam der grünen Passion.
3. Die Vielfalt. In keinem anderen Land findet man in den Gärten eine derartige Vielfalt, architektonisch und pflanzlich. Taschentuch- oder Lebkuchenbaum, eine Sammlung Pelargonien, eine Wiese voller Orchideen findet man genauso wie Teile indischer Paläste, italienische Säulen oder japanische Zen-Gärten. Gleichzeitig trifft man in Großbritannien auch auf die modernsten Gärten und die futuristischsten Gebäude.
4. Die Tradition. Zum Tee bei der Queen geladen, erlebte ich das hautnah. Die Ehrfurcht vor der Queen und ihrer großen Disziplin war spürbar, der gepflegte Tee und das gemeinsame Absingen der Hymne Tradition pur.
5. Das Klima. Es gibt schon einige Wochen im Jahr, wo Nebel und Regen echt unangenehm sind, doch die meiste Zeit dauert der Regenschauer nur einige Minuten und ist oft nur ein leichter Nieselregen. Wie sonst würde man hier diese herrlichen Rasenteppiche finden?
6. Die Hilfsbereitschaft. Man steht in London keine zwei Minuten mit dem Reiseführer an der Straßenkreuzung, ohne gefragt zu werden, wohin man wolle. Einzigartig sind auch die vielen Charity-Organisationen wie das National Garden Scheme, das die „Offenen Gartentüren“ organisiert. Die Eintrittsgelder (zuletzt umgerechnet rund drei Millionen Euro) werden für Krebsvorsorge oder Soforthilfe verwendet.
7. Der Humor. Es dauert keine zehn Minuten nach dem Kennenlernen und die Sprache kommt ganz locker auf den typischen britischen Humor. Lord Carrington, der ehemalige Außenminister von Maggie Thatcher, war kürzlich für mich der beste Beweis. Als ich ihn am Telefon höflich fragte, ob ich dieses Jahr wieder seinen herrlichen Garten besuchen dürfe und ob er uns persönlich begrüßen würde, meinte er trocken: „Das könnte sich noch ausgehen!“ Ich fragte irritiert nach dem Warum. Die Antwort des mit britischen Humor gesegneten, äußerst netten Lords: „Immerhin bin ich 97!“