"Von den 900 Wanzenarten in Österreich ist die Bettwanze die einzige, die dem Menschen lästig wird", weiß Zoologe und Unilektor Thomas Frieß. Zwei Drittel der Wanzen sind nämlich harmlose Pflanzensaftsauger. "Der Rest vertilgt Blattläuse, Milben und andere Schädlinge und hilft damit, das Ökosystem im Gleichgewicht zu halten", sagt der Zoologe des Ökoteams Graz.

Wertvoll

Er kennt das Potenzial, das Wanzen für den Naturschutz haben: Als sogenannte Zeigertiere zeigen sie an, welche Lebensräume naturkundlich wertvoll sind. "Und daher geschützt werden müssen", unterstreicht er. Auf einer einzigen Wiese krabbeln bis zu 80 Wanzenarten. "Damit gibt es oft gleich viele Wanzen- wie Pflanzenarten", merkt Frieß an. 640 Arten sind es in der Steiermark - sie leben im Boden, auf Sträuchern, krabbeln auf Bäumen oder laufen übers Wasser.

"Die Wanzen stehen stellvertretend für die gesamte Naturvielfalt", sagt Frieß. Und zeigen so an, welche Flecken Erden besonders schützenswert sind. Er betreibe keine "Kunst im Elfenbeintürmchen", sagt Frieß. Seine Wanzenkunde sei vor allem dann wichtig, wenn etwa eine Straße durch ein Grüngebiet gebaut werden soll. Wanzen können dazu "Stopp" sagen und wertvolle Flächen vor Bauvorhaben schützen.

Familienehre

Damit die Wanzenpopulation auch wissenschaftlich genutzt werden kann, arbeitet Frieß an einer Checkliste der steirischen Wanzenwelt. Er betreibt quasi eine Volkszählung unter Wanzen: wo welche Art lebt, welche selten oder gefährdet sind. Seit 15 Jahren ist Thomas Frieß auf Wanzenjagd - mit Kescher, Klopfschirm oder einem Bodensauger ist er unterwegs, um die Tierchen einzusammeln und auszuwerten. Mit der Mission, sie zu erforschen, aber auch, um die Familienehre wieder herzustellen.