Beim Essen heißt es ja bekanntlich: Das Auge isst mit. Dieses Credo könnte man auch auf den Verkauf von Immobilien umlegen. In diesem Fall: Das Auge kauft mit. Denn eine leer stehende und kahl wirkende Wohnung zu verkaufen, kann mitunter lange dauern oder ist überhaupt nur möglich, wenn man sie unter ihrem Wert anbietet. Eine der Ursachen dafür kann die mangelnde visuelle Aufbereitung für einen potenziellen Kunden sein. „Ohne Reinigung, Reparatur der Mängel und Aufhübschung ist es schwer, eine Immobilie zum wahren Wert zu verkaufen oder zu vermieten“, sagt Birgit Rader. Die Villacher Architektin hat sich dieses Problems angenommen und sich vor einem Jahr als sogenannte „Homestagerin“ selbstständig gemacht. Mittlerweile beschäftigt sie drei Mitarbeiter, mit denen sie derzeit pro Woche etwa eine Wohnung für den Verkauf oder die Vermietung aufbereitet.

In Amerika gängige Praxis

In Amerika ist „Home Staging“ bereits seit den 70iger-Jahren eine gängige Praxis, in Österreich eher noch unbekanntes Terrain, was sich in nächster Zeit aber bestimmt ändern wird. „Laut Umfragen unter US-Immobilienmaklern wird durch Home Staging eine Verkürzung der Verkaufszeit um ein Drittel bis zur Hälfte und ein um 10 bis 15 Prozent höherer Verkaufspreis erreicht“, sagt Rader. Wobei es bei Home Staging aber nicht darum gehe, Mängel zu kaschieren, sondern das vorhandene Potenzial einer Immobilie zu unterstreichen. In einem ersten Schritt vermisst Rader die zum Verkauf stehende Immobilie, erstellt einen 3D-Grundriss und erarbeitet ein digitales Einrichtungsszenarium. „Die Möbel kann man am Computer beliebig platzieren oder verstellen und sich so ein Bild davon machen, wie ein Raum aussehen könnte.“

Hat sich der Kunde für eine Variante entschieden, erfolgt die reale Umsetzung, für die Rader zwei Varianten anbietet. Erste Variante: Man kann bei ihr die entsprechenden Einrichtungsgegenstände bis zum Verkauf der Immobilie anmieten. „Ich verfüge über ein Sortiment von rund 1000 Möbeln, vom Schlafzimmer über Büroeinrichtungen bis hin zu Küchen und Wohnzimmermobiliar.“ Oder die zweite Variante: Die Wohnung wird mit Fake-Möbeln aus Pappkarton inszeniert. Auch hier reicht die Palette von täuschend echt aussehenden Pappküchen bis hin zu Luftmatratzenbetten. Wichtig dabei sei es, eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen, denn „der erste Eindruck entscheidet meist darüber, ob eine Immobilie gefällt oder nicht.“

Home Staging muss aber nicht zwingend nur beim Verkauf einer Immobilie zum Einsatz kommen. „Ich biete es auch für Leute an, die ihre eigenen vier Wände umgestalten und so ihre Wohnsituation verbessern wollen“, sagt Rader, die großen Wert darauf legt, ihren Kunden ein Rundumservice zu bieten. „Wir kümmern uns um die Entsorgung von alten Möbeln, unterstützen beim Neukauf und sorgen bei Bedarf für fachmännisches Personal für Renovierungsarbeiten.“ Auch wer eine Wohnung nur kurzfristig mieten will und daher keine eigenen Möbel kaufen will, ist bei Rader richtig. "Man kann Einrichtungen bei mir auch mieten."