Die Initiative "Open House" lädt in Wien wieder zur architektonischen Schatzsuche: Am 15. und 16. September können zum inzwischen fünften Mal ungewöhnliche, aber oftmals nicht zu besichtigende Bauwerke in der ganzen Stadt besucht werden. Mit dabei sind heuer u.a. der Ringturm, das Hochhaus Herrengasse, das Korea-Kulturhaus oder der Bildungscampus Sonnwendviertel.
80 Gebäude können dieses Jahr kostenfrei besucht werden. Freiwillige Vermittler informieren in "Normalo-Sprache" - also ohne ausgewähltes Fachvokabular - vor Ort über Hintergründe, dazu gibt es Spezialführungen etwa mit Architekten und an einigen Standorten auch Kinderführungen. Architekturvermittlung sei wichtig, da man ja ständig von Architektur umgeben sei, erklärte Organisatorin Iris Kaltenegger am Mittwoch bei einem Pressegespräch das Ziel des "niederschwelligen" Angebots. Im Vorjahr kamen an den zwei Veranstaltungstagen insgesamt 35.000 Besucher.
Die Bandbreite der zu entdeckenden Juwelen spannt sich von historischen Gebäuden wie dem Dominikanerkloster oder der Börse über außergewöhnliche Wohnbauprojekte etwa in der Seestadt Aspern bis zu Industriestätten wie dem Umspannwerk Favoriten oder dem energieautarken Firmengebäude des Buntmetallvertriebs Peter Blau GmbH. Dazu kommen diverse Bildungseinrichtungen, Kirchen oder öffentliche Plätze. Wobei Interessierte gut planen sollten: Viele der präsentierten Schätze sind nämlich nur an einem der beiden Wochenendtagen geöffnet. Und acht der 80 Gebäude liegen im niederösterreichischen Umland.
Rund die Hälfte des Programms ist neu, der Rest war schon einmal bei "Open House" dabei. "Wir wollten dieses Jahr einige Highlights zurückholen, darunter das Hochhaus Herrengasse, der Wohnpark Alterlaa oder der Getreidespeicher Alberner Hafen", erklärte Kaltenegger.
Heuer gibt es außerdem zwei "Trails", also thematische Routen, erklärte Co-Organisatorin Ulla Unzeitig. Eine davon ist dem Wiener Stararchitekten Otto Wagner gewidmet, der angesichts seines 100. Todestages gewürdigt wird. Der Pfad inkludiert etwa das Nussdorfer Wehr und ausgewählte Stadtbahnbögen, um deren unterschiedliche Nachnutzungen zu erkunden. Wagners allererster Auftrag aus öffentlicher Hand ist übrigens nicht Teil des Parcours, kann aber bei "Open House" dennoch besichtigt werden: die 1884 fertiggestellte "k.k. privilegierte Österreichische Länderbank" in der innerstädtischen Hohenstaufengasse. Die weitaus bekanntere Postsparkasse findet sich dieses Mal nicht unter den Teilnehmern.