Sie plädieren für Eigentum in jungen Jahren. Am besten schon mit Mitte 20, aber viele fragen sich da - wie soll sich das ausgehen?Dorothea Metasch: Ich finde es einfach wichtig, frühzeitig über das Thema nachzudenken, es einmal durchzurechnen. Wenn man es sich allerdings nicht leisten kann, weil man nicht genügend Eigenkapital hat oder vielleicht keinen festen Job, dann würde ich nicht dafür plädieren. Obwohl ich schon sagen muss, dass wir uns in Deutschland oder überhaupt in der DACH-Region diesem Thema viel zu spät widmen. Wir sind bei den Eigentumsquoten wirklich auf den letzten Plätzen.
Warum sind wir in der DACH-Region in diesem Bereich so zögerlich und damit auch alterstechnisch spät dran?
Ich denke, das liegt an Glaubenssätzen, die wir von unseren Eltern übernehmen. Unter dem Motto: Man kauft nur einmal im Leben Eigentum, und dort bleibt man dann für immer. Wohnraum wird weniger als Investition gesehen. Da sind uns andere Länder wirklich voraus. Hier gibt es aber auch viel bessere Anreize. In den Niederlanden hat man beispielsweise Steuervergünstigungen, wenn man unter 35 Jahre alt ist und sich etwas zur Selbstnutzung kauft. Wenn man sich die Wohneigentumsquoten in Italien, Spanien, Rumänien oder Kroatien ansieht, dann liegen sie im Schnitt bei 70 Prozent. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass viele auf dem Land ein Haus besitzen. In Deutschland sind wir bei 50 Prozent, aber das hat vor allem mit den Häuslbauern zu tun, denn in den größeren Städten wohnt höchstens jeder Vierte im Eigentum.
Sie haben sich selbst früh Eigentum angeschafft. Wo haben Sie gespart?
2015 habe ich mit Anfang 30 meine Wohnung gekauft. Ich habe einfach festgestellt, dass ich in meinem Leben bis dato 200.000 Euro an Miete ausgegeben habe. Ich musste auch meine Mietwohnung verlassen, weil meine Vermieterin die Miete erhöht hat – und dann dachte ich, dass mich bei einer eigenen Wohnung niemand mehr vor die Tür setzen kann. Dann habe ich einmal evaluiert, wie viel Eigenkapital ich angespart habe. Dadurch, dass ich mit 22 Jahren zu arbeiten begonnen und auch monatlich etwas von meinem Gehalt zur Seite gelegt habe, hatte ich das nötige Eigenkapital. Der nächste Weg war zur Bank, um zu erfahren, wie hoch meine monatliche Rate wäre. Es zeigte sich, dass ich es mir leisten konnte. Wichtig ist nur: Zuerst den finanziellen Rahmen klären, und dann erst die Suche starten.
Sie schreiben in Ihrem Buch, dass man die Wohnung den Lebensumständen anpassen muss – inwiefern?
Ich meine damit, dass man nicht zu lange abwarten sollte, bis man beispielsweise verheiratet ist oder Kinder hat. Wenn man Anfang 30 ist und eine Zweizimmer-Wohnung findet, die man sich leisten kann – dann kaufen und nicht denken, ich spare mein ganzes Geld für später. Man sollte nicht warten, bis etwas kommt, das vielleicht nie kommt.
Worauf sollte man achten, wie sollte man einen Kauf planen?
Zuerst sollte man sich ganz genau ansehen, in welcher Lage sich die Immobilie befindet. Es muss keine A-Lage sein, aber eine B- bis C-Lage - eine Lage, in der man immer leben oder etwas vermieten kann. Ich würde aber beispielsweise Randbezirke, die noch nicht etabliert sind, meiden. Damit man nicht über Marktwert kauft, sollte man ähnliche Lagen in der Stadt vergleichen. Bestenfalls kauft man ja unter dem Marktwert, weil der Gewinn oder die Rendite natürlich im Einkauf liegen. Das sind die Grundrahmendaten, auf die ich immer achte.
Die Zeiten sind extrem unsicher: Strenge Kreditbedingungen, teure Baustoffe, hohe Zinsen – lohnt sich die eigene Immobilie auch jetzt noch?
Letztendlich muss man es immer durchrechnen. Und diese Rechnung ist gleich wie vor einem Jahr. Die Pandemie hat das Thema Wohneigentum beflügelt, weil viele ein Zimmer mehr haben oder aufs Land ziehen wollten. Der Krieg und die Zinsen haben wiederum viele in Schockstarre versetzt. Wir sind hier in Deutschland von einem Verkäufer- in einen Käufermarkt übergegangen. Es gibt also mehr Angebot und weniger Nachfrage. Das bedeutet aber im Umkehrschluss, dass die Profis jetzt eher antizyklisch kaufen. Bei Bestandsimmobilien kann man verhandeln - ich würde sagen, dass in den großen Städten bis zu 10 Prozent drinnen sind. Und vielleicht geht es sich dann ja so aus, dass man dieses Geld dann für anderes zur Verfügung hat. Am Ende des Tages rechnet es sich oder eben nicht. Dann gibt es keinen falschen Zeitpunkt. Die Finanzierung sieht natürlich anders aus, derzeit muss man viel mehr Eigenkapital einbringen. Man sollte es sich wie ein Business-Case durchrechnen, egal ob nun Kapitalanlage oder Selbstnutzung. Ich würde aber nicht unbedingt sagen, dass es heute besser oder schlechter ist als vor einem Jahr. Es ist anders.
Wie bringt man heute, in Zeiten von Instagram oder TikTok, Immobilien an die Frau/den Mann?
Die sozialen Medien sind für mich das erste Tool dafür, die klassische Website hat ausgedient. Man muss die Zielgruppe genau dort ansprechen, wo sie ist: auf TikTok, Instagram, LinkedIn etc. Diese Kanäle muss man authentisch bedienen, in Bewegtbild, mit den Key-Fakten. Ich bin mir sicher, dass Interessenten auch die Menschen hinter den Kulissen, wie Bauherrin, Verkäufer, Makler, Finanzierungsberater, sehen möchten. Und so stelle ich eben Neubauprojekte und Einzelwohnungen vor und verlinke dann den jeweiligen Vertriebskontakt, um die Immobilie zu präsentieren.