Julia ist eine Landschildkröte und eigentlich ein Er, noch hält sie Winterschlaf in ihrer mit Heu gefüllten Box im Gemüsefach des Kühlschranks – das Reptil ist aber nur einer von vielen exotischen Mitbewohnern in diesem besonderen Haus. "Meine Lebensgefährtin und ich sind sehr garten-, pflanzen- und auch tieraffin", sagt Christian Gumpold einleitend und lacht. Deswegen finden sich auch wirklich in allen Ecken des dreistöckigen Hauses in Mantscha verspielte Details, die Dschungel-Stimmung sowie Regenwald-Flair in den eigenen vier Wänden garantieren.
Doch zurück zum Anfang. 2016 haben der 38-Jährige und seine Lebensgefährtin konkret mit den Planungen zu ihrem Haus begonnen. "Wir sind beide in Häusern aufgewachsen. Uns war also immer klar, dass wir auch einmal eines haben wollen und dass wir uns selbst um das Konzept kümmern werden", erklärt Gumpold. 2018 konnte das Paar schließlich in das 160 Quadratmeter große, auf einem Hanggrundstück gelegene Haus einziehen. "Von der Straße sieht es relativ niedrig aus, weil man nur ein Stockwerk sieht. Gartenseitig zeigen sich dann aber alle drei Ebenen", so Christian Gumpold, der am Department Innovationsmanagement an der FH Campus 02 tätig ist, aber auch Designprojekte auf selbstständiger Basis umsetzt.
Aufgrund der Hanglage ergab sich folgende Einteilung: Kellergeschoß mit Technikraum, Wohnbereich, Weinkeller unter der Treppe, Küche und Essbereich; Erdgeschoß mit Eingangsbereich (im Halbstock); Schlafzimmer und Hauswirtschaftsraum; Obergeschoß mit offener Lounge, Kinderzimmer und Homeoffice-Bereich. Um einen weiteren spannenden Effekt zu erzeugen, wurden Halbstöcke eingezogen. Diese bringen vor allem zwei Vorteile, wie Gumpold verrät: "Man muss nicht so viel Treppen steigen und man verliert auch nicht so viel Platz, weil auf diese Weise das Stiegenhaus viele verschiedene Möglichkeiten anbietet." Ein knapp 1000 Quadratmeter großes Grundstück mit einem Outdoor-Wohnzimmer, 100 Quadratmeter großen Schildkrötengehege für Julia, einem Biotop sowie Whirlpool komplettieren das Ensemble. "Uns war wichtig, dass das Äußere und Innere miteinander verschmelzen."
Sandtöne für mediterranes Flair
Aber auch bei der Optik des Hauses hatte das Paar von Beginn an konkrete Vorstellungen. Einerseits wollte das Paar mit Beige- und Sandtönen mediterranes Flair erzeugen, aber auch für eine gewisse Spannung in Form von Brüchen sorgen. "Wir wünschten uns zwar einen modernen Bau, aber wir wollten auch, dass er so aussieht, als ob er mit einer alten Substanz verschmolzen wäre." Daher findet man heute sowohl bei Fassade, den Laibungen der Fenster als auch im Haus – wie beispielsweise bei Küchenrückwand und TV-Wand im Wohnzimmer – Natursteinelemente. Die Steine hierfür hat das Paar selbst bei einem Steinbruch besorgt und mit Fliesenkleber aufgeklebt. "So bekommt es eine natürliche Optik und es sieht so aus, als wäre die Wand alte Substanz. Es war wirklich viel Arbeit, aber sie hat sich ausgezahlt." Auch beim Bett, das Christian Gumpold selbst gebaut hat, kommt das Deko-Element beim Kopfteil zum Einsatz. Leuchten in Bast-Optik sowie leichte Vorhänge unterstreichen den Tropen-Look.
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Direkt an das Kopfteil des Bettes angrenzend befindet sich das offene Bad mit einem Doppelwaschbecken. Dieses wird von einem rund 2,60 x 2,40 Meter großen Chamäleon bewacht, das aus der Feder des 38-Jährigen stammt. Genauer gesagt arbeitete Gumpold mit Acrylfarben, Kreide- und Buntstiften, abschließend hat er sein Werk mit Klarlack versiegelt – schließlich ist es nah am Wasser gemalt. "Mich fasziniert beim Chamäleon einfach, dass es so anpassungsfähig ist. Auch die Idee des Farbwechsels ist überaus spannend", erläutert Christian Gumpold die Motiv-Wahl.
Doch auch die unterste Ebene, in der Küche sowie Wohnzimmer untergebracht sind, kann sich sehen lassen. Hier entschieden sich die Hausbesitzer für gefärbten Beton in Naturtönen als Boden, der mit Wachs versiegelt wurde. "Wir haben auch eine Struktur hineinschleifen lassen. Wir wollten den Boden als neutrale Fläche haben, damit wir mit den Möbeln etwas Aufwendiges machen können – zum Beispiel einen Indoor-Brunnen."
Mit Liebe zum Detail wurde auch der 50 Quadratmeter große Außenbereich gestaltet – das "Outdoor-Wohnzimmer". Als Bodenbelag dienen 35 Millimeter starke Holzdielen. "Mit den Zwischenräumen wirken sie wie Planken auf einem Schiff", erklärt Gumpold, der auch im Jacht-Design tätig ist. Für das nötige Plätschern sorgt ein Whirlpool. So geht man gerne daheim auf Reisen.