Man bekommt schon allein beim Gedanken daran Gänsehaut – wenn Kerzen ohne Grund erlöschen, man das Gefühl hat, am Dachboden geht jemand umher, oder wenn sich gar über Nacht das Geschirr in den Schränken schwarz verfärbt. Hat man es hier mit übernatürlichen Mächten zu tun oder lässt sich für all das eine logische Erklärung finden?

"Spukphänomene in Häusern gibt es tatsächlich, nur lässt sich am Ende fast alles technisch aufklären. Fast, weil man als Bausachverständiger manchmal, trotz teurer Messgeräte, nur zum Auszug raten kann", fasst es der aus der TV-Serie "Pfusch am Bau" bekannt gewordene Bausachverständige Günther Nussbaum zusammen. Denn fast immer würden Beschwerden über Geräusche, Vibrationen, flackerndes Licht, flackernde Fernseher oder Gerüche zu Konflikten zwischen den einzelnen Parteien wie Mietern, Vermietern, Eigentümern oder Bauunternehmen führen. "Viele denken schnell an Mobbing aus der Nachbarschaft, aber auch an böse Geister. Ein aktueller Fall führt beispielsweise zu Krankheitssymptomen nach dem Aufenthalt in der Wohnung. Die Bewohnerin spricht von einer 'Verfolgung durch böse Kräfte', vom Versuch, sie umzubringen. Teure Luftmessungen ergeben zwar Schadstoffe aus früheren Baumaterialien, aber wenn man sich erst einmal in eine Sache reingesteigert hat, dann lässt man sich auch nur mehr sehr schwer überzeugen", berichtet der Experte aus seinem Berufsalltag.

Bausachverständiger Günther Nussbaum
Bausachverständiger Günther Nussbaum © Jan Frankl

Besonders unheimlich, aber Nussbaum zufolge gar nicht so selten, ist das Phänomen, dass sich die komplette Wohnung respektive das Geschirr in den Schränken über Nacht schwarz färbt und von einem schleimigen Film überzogen ist. "Das Phänomen nennt sich 'Fogging' und ist nicht zur Gänze erforscht. Fest steht aber, dass nach einer Sanierung oder bei Neubauten in der ersten Zeit ein Giftcocktail aus beispielsweise flüchtigen organischen Verbindungen in der Luft entsteht. Im Zusammenhang mit dichten Gebäudehüllen steigt die Schadstoffkonzentration so weit, dass sich ein Film über alle Oberflächen legt", sagt der Experte.

Die meisten Fälle, bei denen Günther Nussbaum zurate gezogen wird, betreffen jedoch Geräuschprobleme. "Wenn es mitten in der Nacht knackt und knallt, dann liegen die Nerven blank. Nachtrocknendes Holz, Metallbauteile, die sich temperaturbedingt bewegen, lastbedingte Verformungen, Mäusebefall oder aber auch die Fressgeräusche von holzzerstörenden Käfern führen nicht nur zur Frage, woher die Geräusche kommen. Es muss auch der Nachweis gelingen, dass die Geräuschkulisse die 'Gebrauchstauglichkeit' einer Behausung beeinträchtigt, also nicht zu akzeptieren ist. Schlussendlich kann nicht mit jedem Geräusch eine oft teure Sanierungsnotwendigkeit argumentiert werden."

Auch bei neueren Modellen: Meist versteckt sich hinter flackernden Fernsehern eine nicht fachgerecht ausgeführte elektrotechnische Erdung
Auch bei neueren Modellen: Meist versteckt sich hinter flackernden Fernsehern eine nicht fachgerecht ausgeführte elektrotechnische Erdung © (c) Bonsales - stock.adobe.com

Flackernde Lichter oder Fernseher seien hingegen zu 99 Prozent auf eine nicht fachgerecht ausgeführte elektrotechnische Erdung zurückzuführen, so der Experte. "Und für das restliche 1 Prozent ist man als Bautechniker nicht zuständig. Da müssen dann doch die Geisterjäger her", erklärt Nussbaum.