Nach dem Tod von Königin Elizabeth II. stellt sich nach dem ersten Schock die Frage, wie ihr Nachfolger, Sohn Charles seine Regentschaft anlegen wird. In einer Hinsicht sind sich aber alle einig: Für den neuen König wird Umweltschutz und Nachhaltigkeit oberste Priorität genießen.
Davon ist auch Biogärtner Karl Ploberger überzeugt. Er traf den damaligen Thronfolger 2017 in einer Privataudienz im Rahmen eines Staatsbesuchs in Wien. "Es war ein Gespräch von Gärtner zu Gärtner", erklärt Ploberger, der den Privatgarten Highgrove des Königs schon oftmals besucht hat. "Ich bin mir sicher, dass Charles ein toller König ist. Er ist ein wahnsinnig vifer Mensch, ein echter Philosoph. Wer das nicht glaubt, dem empfehle ich sein Buch ,Harmonie'."
Karl Ploberger in Highgrove, wo die Pflanzen die wahren Könige sind
In dem 2010 erschienenen Buch beschreibt der damalige Thronfolger den weltweiten Verlust der Harmonie in den verschiedensten Bereichen wie Landwirtschaft, Architektur oder auch Bildung. Der Monarch engagiert sich schon seit Jahrzehnten für den Umweltschutz.
In seinen königlichen Palästen setzte er schon sehr früh die verschiedensten Umweltschutzmaßnahmen. Auf seinem Landsitz in Highgrove bezieht er beispielsweise Strom aus erneuerbaren Energie, seine Wagenflotte wurde auf Biodiesel umgestellt, die Klospülung funktioniert mit Regenwasser. Auch so kann die Krone leben. Absolutes Heiligtum ist aber der Garten des Landsitzes Highgrove. Kunstdünger, Pestizide oder Unkrautvernichter haben hier Hausverbot.
"Er war der absolute Pionier im Bereich Biogärtnern und ist es auch heute noch. Es ist jetzt in England nicht nur salonfähig, sondern eine absolute Welle, die durch das Land geht", verrät Ploberger. Früher sei der Umweltschützer und Biogärtner Charles im Land des akkurat gestutzten, englischen Rasens nicht selten belächelt und als spleenig abgetan worden. Das hat sich jedoch geändert. "Heute spaziert man durch die Kensington Gardens und sieht Blumenwiesen. Das wäre vor 30 Jahren unmöglich gewesen. Heute erklären dir die Leute, dass das für die Schmetterlinge, Insekten und Vögel wichtig ist", schildert Ploberger die Trendwende, zu der der König maßgeblich beigetragen hat.
"Er holt die Menschen zusammen"
Karl Ploberger ist auch überzeugt, dass Charles seine Regentschaft genau so gestalten wird wie sein gärtnerisches Tun. "Er sagt, dass alles zusammenhängt. Ich vermute auch, dass er ab und zu seine Meinung sagen wird, aber im Endeffekt die Menschen zusammenholt, denn das ist ihm ein großes Anliegen." Die Liebe zu den Pflanzen wurde dem 73-Jährigen übrigens von seiner Mutter in die Wiege gelegt. "Er ist damit bei ihr auf absolut offene Ohren gestoßen. Im Buckingham Palast gibt es einen großen Garten, in dem alle Pflanzen beschrieben sind - mit englischem und botanischem Namen. Das war ihr ein großes Anliegen. Sie wollte immer genau wissen, wo etwas wächst."
Ob Charles als König in Zukunft auch genügend Zeit finden wird neben den royalen Pflichten, um sich dem Gärtnern zu widmen? "Ich glaube, dass sich Charles die Zeit nehmen wird. So wie seine Mutter nach Balmoral gefahren ist, wird er nach Highgrove fahren."
Von Carmen Oster