Wir wollten uns für die Zeit der Pension ein Paradies schaffen“, erzählen Claudia und Wolfgang Luhan. „Und der Weg, an dem unser Haus jetzt steht, heißt Paradiesweg. Das kann doch kein Zufall sein, oder?“ Was eine gute Frage ist, denn an Zufälle kann man glauben oder eben nicht. Wolfgang beantwortet sie sich schließlich selbst. „Ich bin ja ein eher spiritueller Mensch, daher gefällt mir der Gedanke an Bestimmung besser.“
Wolfgang ist in Villach geboren, mit drei Jahren übersiedelten seine Eltern aber nach Innsbruck, wo er auch seine Frau kennenlernte und bis heute an einer Mittelschule Biologie unterrichtet. „In zwei Jahren gehe ich in Pension und war auf der Suche nach einem ruhigen Rückzugsort.“ Gefunden hat er ihn schließlich im Ort Ledenitzen, Gemeinde Finkenstein, eine Nachbargemeinde von Villach. Zurück zu den Wurzeln also. „Auch das Bestimmung, kein Zufall“, sagt er.
Paradiesweg
Darüber, dass eine ehemalige Nachbarin aus Innsbruck, die sich vor drei Jahren ebenfalls am Paradiesweg in Ledenitzen angesiedelt hat, das Grundstück für die beiden ausfindig gemacht hat, will man schon gar nicht mehr nachdenken. 1000 Quadratmeter groß ist es und bietet einen herrlichen Ausblick auf die Karawanken samt Mittagskogel. Als Wolfgang das Grundstück zum ersten Mal gesehen hat, habe er sofort das Holzhaus im Gedanken visualisiert, das da einmal stehen werde, sagt er. Es gab nur wenige Punkte, die für die Luhans bei der Hausplanung wichtig waren: etwa mehr Natur rundherum, dafür „ein kleineres Haus mit weniger Wohnfläche“ und der wichtigste vielleicht: „Wir sind beide handwerklich nicht besonders begabt. Deshalb wollten wir uns um nichts kümmern. Weder um das Fundament, noch um die Inneneinrichtung. Und bitte keine Handwerksarbeiten selbst erledigen müssen.“ Jetzt ging es also nur mehr darum, jemanden zu finden, der dieses Konzept eines „Haus-Gesamtpaketes“ entsprechend verwirklichen konnte. „Bei den Recherchen sind wir schließlich auf die Salzburger Raum- und Grafikdesignerin Simone Kamleitner gestoßen, die Mikro-Häuser von der Stange anbietet.“Was die beiden sofort fasziniert hat: Es gab nur drei Haustypen in unterschiedlichen Größen und auch die Gestaltung der Innenräume sei äußerst limitiert gewesen. „Von den Steckdosen bis hin zum Waschbecken standen nur zwei bis drei Elemente zur Auswahl“, erzählt Wolfgang.
"Weg von der Fülle"
„Das war genau das, wonach wir gesucht haben. Keine Qual der Wahl, sondern Rückzug zur Einfachheit und weg von der Fülle.“ Ein weiterer Vorteil war, dass sie sich dadurch viel Zeit sparten, die sie sonst in Bau- und Einrichtungshäusern verbringen hätten müssen. „Wir wären damit ohnehin völlig überfordert gewesen“, ist Claudia überzeugt.
Um im Innenbereich – es gibt einen offenen Küchen-Wohnraumbereich, ein Schlafzimmer, ein nettes Badezimmer und einen Abstellraum – Platz zu sparen, sind die Wände raffiniert als Möbel gestaltet, die man als Stauraum nützen kann. Geheizt wird mit Infrarotpaneelen, ein Holzofen kommt in nächster Zeit dazu, der Kamin ist bereits da.
"Ich wollte immer schon reduzierter leben"
Für Claudia, die als Heilmasseurin arbeitet, ist das Mikrohaus jedenfalls ein Traum. „Ich wollte immer schon reduzierter leben, ohne viel Plunder. Funktionell, aber doch sehr gemütlich.“ Denn man habe ohnehin zu viele Sachen um sich. „Es tut richtig gut, wenn es einmal weniger ist.“ Für den Außenbereich planen die beiden noch einen kleinen Schwimmteich. „Das Grundstück soll aber eine Art Wildnis werden, um der Natur etwas zurückzugeben und den Insekten und Vögeln einen Platz zu bieten."
Harald Schwinger